Die Vanderbeekers retten Weihnachten by Karina Yan Glaser

Die Vanderbeekers retten Weihnachten by Karina Yan Glaser

Autor:Karina Yan Glaser
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783748850052
Herausgeber: Dragonfly


DREIZEHN

Oliver steckte in der Klemme. Unter dem Tannenbaum lag bereits ein ansehnlicher Berg von Geschenken. Nicht, dass Oliver seine Geschenke gezählt hätte, aber ihm fiel doch auf, dass auf vielen der Päckchen sein Name stand, während er selbst noch gar nichts beigesteuert hatte. Allerdings, wenn er sich das so überlegte – war es nicht unfair, dass er zu Weihnachten sechs Geschenke machen sollte, während Jimmy, der keine Geschwister hatte, sich nur um zwei kümmern musste?

Oliver war kein guter Schenker. Dabei war es egal, ob er sich viele Gedanken über die Geschenke machte oder nicht. Eigentlich kam es ihm sogar so vor, als wären die Leute umso unzufriedener mit seinen Geschenken, je mehr er darüber nachgedacht hatte.

Er nahm seine Stegosaurus-Spardose vom Regal, zog den Stöpsel unten heraus und schüttelte sie. Eine Handvoll kleine Münzen fiel auf seinen Schreibtisch. Oliver drehte die Spardose um, steckte zwei Finger hinein und zog nach einigem Tasten noch zwei Dollarscheine heraus. Aber mehr nicht. Mit zwei Dollar und sechsunddreißig Cent vor sich auf dem Schreibtisch überlegte er, wofür er sein ganzes Geld ausgegeben haben konnte. Anscheinend kaufte er sich tatsächlich fast jeden Tag nach der Schule bei Manny, dem Churrosmann, Churros. Manny hatte einen Karren, mit dem er durch das Viertel zog, und von seinen frittierten, mit Zimtzucker bestreuten Teigschlangen konnte Oliver nicht genug bekommen.

Ihm war klar, dass er mit zwei Dollar sechsunddreißig nicht weit kommen würde, wenn er Weihnachtseinkäufe machen wollte.

Zum Glück war es inzwischen fast zwei Uhr und damit Zeit für sein allwöchentliches Basketballspiel mit Jimmy. Das erlaubte ihm, das Nachdenken über Geschenke erst einmal aufzuschieben. Er ging nach unten, wo Hyacinth mit Garn und Stricknadeln hantierte. Als sie ihren Bruder kommen sah, schob sie rasch alles unter Franz’ Bauch. Olivers Blick verfinsterte sich – strickte sie da etwa schon wieder ein Weihnachtsgeschenk?

Im Küchenbereich stand Mama und backte. Als sie sich mit ihrer bemehlten Hand das Haar aus dem Gesicht strich, wurde eine Strähne ganz weiß. »Oliver, kannst du mir mal kurz helfen? Diese Cookies müssen fertig werden, damit ich morgen meine Backsachen einpacken kann. Holst du mir bitte eine neue Tüte Mehl?«

Oliver öffnete die Speisekammertür und schleifte eine Zehnkilotüte Mehl zu Mama hinüber.

»Ich bin unterwegs zum Basketball«, erinnerte er sie, bevor sie ihn für weitere Aufgaben einspannen konnte.

»Guck nach links und nach rechts, bevor du über die Straße gehst, okay? Und sei in einer Stunde zurück.«

»Ja, ja.«

»Oliver«, ermahnte seine Mutter ihn. »In einer Stunde.«

»Ihr könntet mir wirklich langsam mal ein Handy besorgen.« Oliver grapschte sich eine Handvoll Schokotröpfchen aus der Tüte auf dem Küchentresen. »Dann würdest du dir nicht immer Sorgen machen.«

»Ich mache mir nie Sorgen«, sagte Mama. »Und ein Handy gibt’s auf gar keinen Fall. Ich bin bis nach dem College ohne Handy ausgekommen.«

»Weil Handys damals noch gar nicht erfunden waren«, sagte Oliver, duckte sich schnell weg und lief zur Tür, denn Mama zielte mit einem Klumpen Keksteig nach ihm.

»Ach so, Oliver?«, rief sie dann. »Ich brauch nachher noch mal deine Hilfe, also sei pünktlich.«

Oliver schnitt eine Grimasse und schlüpfte in seine dicke blaue Jacke.



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