Die Unterweisung by Henke Sandra
Autor:Henke, Sandra [Henke, Sandra]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: [erotik], Roman-Erotik
ISBN: 3453545923
Herausgeber: Heyne, Wilhelm Verlag
veröffentlicht: 2017-12-11T00:00:00+00:00
14
Es gab Orte, die man sofort wieder verlassen wollte, obwohl man gerade erst angekommen war, so wie eine Zahnarztpraxis. Im Gegensatz dazu gab es Orte, in die man sich verliebte, kaum dass man sie betreten hatte. Das nachtblaue Boudoir zählte zu Letzteren.
Es erweckte die Illusion, aus der Nacht selbst zu bestehen. Tapete, Wände und Teppichboden waren dunkel, aber ein Meer aus unzähligen kleinen Lampen zauberte einen künstlichen Sternenhimmel an die Decke. Neben diesen Lichtquellen brannten lediglich falsche Kerzen auf den Nachtkonsolen und die Glühbirnen der Schminkkonsole.
Der Barockstuhl vor dem Tisch â auf dem statt Puder, Quasten und Rouge Nippelklemmen, verschiedene Gewichte, ein Dornenrad und weitere Utensilien darauf warteten, benutzt zu werden â, das Doppelbett mit Stoffbaldachin und der Sessel in der Ecke unter dem Fenster waren ebenfalls dunkel bezogen, eine Nuance heller zwar als alles andere, aber nur äuÃerst dezent. Breite Goldborten und güldene Muster veredelten die Stoffe.
Dieser Raum, der einem Damenzimmer in früheren Adelshäusern nachempfunden war, strahlte Behaglichkeit aus, und gleichzeitig hatte Scotia das Gefühl, dass das Interieur etwas von den Sessions, die hier stattgefunden hatte, absorbiert hatte.
Und gleich werde ich es mit meinem Stöhnen und meinen Schreien füttern, dachte sie amüsiert, als handelte es sich um ein Tier. Die feinen Härchen auf ihrem Körper stellten sich auf. Ihre Brustspitzen kribbelten. Ein Schauer lief über ihren Rücken, als würden unsichtbare Finger sie dort liebkosen.
Sie spürte den Zauber dieses Separees, und der Magier, der es erschaffen hatte, schloss gerade die Eingangstür und verriegelte sie. Keine Geräusche drangen zu ihnen, weder aus den Nachbarzimmern noch dem Untergeschoss oder den Besuchern auf der Brücke dort drauÃen. Scotia fühlte sich wie in einem Vakuum, einer Traumblase. Der Realität fern. Hier gab es nur den Grafen und sie. Für sie konnte es in diesem Moment keinen schöneren Ort geben.
Gelassen schlenderte er auf sie zu. Der Teppich dämpfte seine Schritte. »Hast du die letzte Session Revue passieren lassen?«
Immer wieder und dazu masturbiert. Verlegen nickte sie.
»Hast du Angst?«
»Nein, habe ich nicht.« Wem machte sie etwas vor? Sie verschränkte die Arme unter den Brüsten. »Habe ich doch.«
»Wovor?«
»Dass BDSM«, du!, »Einfluss auf mich«, auf meinen Alltag, »haben könnte. Ich kann das nicht einschätzen.«
»Warum fürchten sich nur viele Menschen heutzutage vor Kontrollverlust?« Er schnalzte, ging zum Fenster und schob mit der Hand den Samtvorhang zur Seite, nur so weit, dass er hinausblicken konnte.
»Das fürchte ich ja gar nicht.« Da sie die Lüge heraushörte, tat er das gewiss auch. Daher seufzte sie und gab zu: »Tue ich doch.«
Er lieà die Gardine los und trat dicht vor Scotia. »Dafür bin ich da, das ist meine Aufgabe. Ich führe, sodass du dich bedenkenlos von der Lust mitreiÃen lassen kannst.«
»Aber wohin führt das?« Dass ich meine Verlobung für eine Handvoll gigantischer Orgasmen auflöse?
»GenieÃe das Hier und Jetzt. Nochmals«, sagte er geduldig, »ich behalte die Kontrolle, damit du dich fallen lassen kannst.«
Etwas Wundervolleres hatte noch nie jemand zu ihr gesagt. Bisher hatte sie stets selbst ihren Mann stehen müssen. Prinzipiell hatte sie kein Problem damit, sie besaà Führungsqualitäten, aber manchmal erwartete ihr Vater zu viel von ihr.
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