Die Tunis Affaere: Thriller (German Edition) by Charles Cumming

Die Tunis Affaere: Thriller (German Edition) by Charles Cumming

Autor:Charles Cumming [Cumming, Charles]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-03-16T23:00:00+00:00


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Die Polizei war da, Sanitäter waren da, aus allen Ecken der Cité Radieuse waren besorgte Hausbewohner herbeigekommen. Und auch die Schmach, ausgeraubt worden zu sein, war da, diese ganz spezielle Scham, die sich nach einer vernichtenden Niederlage einstellt. Aber noch mehr graute ihm vor der Bürokratie, dem Ausfüllen von Formularen, der unabänderlichen Einweisung in eine örtliche Klinik, der Anteilnahme und der Hektik wildfremder Menschen. Er musste sich von einem Arzt untersuchen lassen, der ihm ein Certificat Médicale ausstellte, mit dem man ihm bestätigte, dass er bis auf zwei starke Prellungen auf dem linken Bizeps und dem linken Oberschenkel – beide leuchteten bereits in tiefem Violett – keine gravierenden Verletzungen davongetragen hatte. Seine rechte Kniescheibe war leicht angeschwollen, und über einem Auge hatte er eine Platzwunde, die nicht unbedingt genäht werden musste. Sowohl Claude, der französische Sanitäter, der ihn am Tatort untersucht hatte, als auch Laurent, der düstere Polizist, der erst am Morgen »trois putains de beurs« verhaftet hatte, empfahlen Kell, über Nacht im Krankenhaus zu bleiben und sich einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen. Er könnte einen Schock erlitten haben, sagte Claude. Außerdem lasse sich nicht mit Gewissheit sagen, ob Monsieur Uniacke nicht doch innere Verletzungen davongetragen habe.

Kell, der seit seinem fünfzehnten Lebensjahr insgesamt einen Tag krank im Bett verbracht hatte, glaubte fest an die Methode, auf seinen Körper zu hören und nicht auf die risikoscheuen Ratschläge überlasteter Staatsdiener. Und sein Körper sagte ihm, was er hören wollte: Morgen früh würde er einen Tag älter und ein bisschen steifer als sonst sein, und das verletzte Knie würde ihn für ein paar Tage zum Hinkefuß machen. Aber insgesamt hatte der Kampf wenig mehr als seinen Stolz verletzt. Und er hatte Thomas Kell in die peinliche Lage gebracht, der Marseiller Polizei im Namen Stephen Uniackes ein eidliches Protokoll zu unterschreiben. So etwas stand im krassen Widerspruch zur DNS eines Spions, seinem instinktiven Bemühen, bei Operationen im Ausland so wenig wie möglich aufzufallen. Da der DGSE ihm allerdings zwei arabische Gangster auf den Hals geschickt hatte, die ihn zusammenschlagen sollten, blieb ihm keine Wahl.

In Laurents flottem Citroën Xsara brauchten sie dank der Sirene keine fünf Minuten, um das nicht einmal einen Kilometer entfernte Polizeipräsidium zu erreichen. Das Gebäude war ein drei Stockwerke hoher Sandsteinaltbau von Haussmann in einem ansonsten hypermodernen Marseiller Stadtteil. Unten im Wartebereich tummelte sich die übliche Kundschaft: nervöse Taschendiebe, empörte Drogenhändler, Geschäftsleute, die nach der Mittagspause ins Röhrchen blasen mussten, übellaunige Rentner. Kell wurde eilig in ein Büro auf der zweiten Etage gebracht und von Laurent und seinem Partner Alain – einem Hardliner jenseits der dreißig mit graumelierter Stoppelfrisur und bläulich schimmernder Handfeuerwaffe am Gürtel, die er von Zeit zu Zeit wie ein Kätzchen streichelte – einem formalen Verhör unterzogen. Sie baten Kell um eine Aufstellung der Sachen, die sich in seiner Umhängetasche befunden hatten, und er bemühte sich nach Kräften um Vollständigkeit, weil er wusste, dass Jimmy Marquand und die Erbsenzähler beim MI6 auf eine Abschrift des Polizeiprotokolls bestehen würden, um Notebook und Kamera bei der Versicherung geltend machen zu



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