Die Toten von Bansin by Elke Pupke

Die Toten von Bansin by Elke Pupke

Autor:Elke Pupke [Pupke, Elke]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783356016079
Herausgeber: Hinstorff-Verlag
veröffentlicht: 2013-08-28T22:00:00+00:00


Mittwoch, 28. November

Genau das Gegenteil war der Fall, wie Sophie schon am nächsten Tag erfährt, als Berta sie erstaunt fragt: »Du sag mal, warum hast du der Silvesterkapelle abgesagt? Die spielen doch schon seit Jahren hier und ich war immer zufrieden. Die machen immer eine Bombenstimmung und zu teuer sind sie auch nicht.«

»Wie kommst du darauf, dass ich die abbestellt habe?«

»Na, der Dings, wie heißt er noch, der Gitarrist jedenfalls, hat mich gerade auf der Straße angesprochen. Der ist total sauer.«

»Das muss ein Missverständnis sein. Um Gottes Willen, ich brauch die doch. Ich rufe da sofort an, hoffentlich haben die noch nichts anderes.«

»Ich weiß nicht, danach habe ich gar nicht gefragt. Mir war das ja auch peinlich. Aber ich habe mir schon gedacht, dass da etwas nicht stimmt. Klär das man gleich.«

Als Sophie erfährt, dass die Absage am Freitagabend telefonisch erfolgt ist, ist ihr alles klar. Sie hat Glück, die Band hat noch keinen anderen Vertrag für die Silvesternacht.

»Das war wirklich ein sehr mieser Streich, den mir da jemand spielen wollte«, beendet sie das Gespräch. »Es ist ja noch mal gut gegangen. Aber auf jeden Fall, wenn wieder mal jemand in meinem Namen anruft und etwas absagt, ruf mich bitte zurück. Also dann, bis Silvester. Ich freu mich auf euch.«

Sophie legt das Telefon weg und sieht zu ihrer Tante, die betont gleichgültig tut. Dann seufzt sie. »Komm, wir setzen uns hin. Ich muss dir was erzählen. Aber wahrscheinlich weißt du es ja schon.«

Christine Jahn hat im Kehr wieder nur Kaffee getrunken, aber als sie wieder zu Hause ist, gießt sie sich ein Glas Wein ein. Sie fühlt sich gut und niemand wird von ihr erwarten, dass sie gerade jetzt mit dem Trinken aufhört. Sie nimmt das Glas mit ins Wohnzimmer. Dann geht sie nach oben in ihr Schlafzimmer. Das Fenster ist immer noch offen. Die schlanke Frau schüttelt ihr Bett auf, zieht die Laken glatt und schließt das Fenster. Sie zieht sich bequeme Sachen an: eine alte Jeans und einen dicken Pullover, ihr ist etwas kalt. Die Hose, die sie eben ausgezogen hat, hängt sie sorgfältig auf einen Bügel. Alle anderen getragenen Kleidungsstücke rafft sie zusammen und nimmt sie mit nach unten. Morgen wird sie waschen. Und putzen. Und einkaufen.

Als sie über den Flur geht, bleibt sie vor dem Arbeitszimmer kurz stehen, öffnet die Tür aber nicht. Beim Bau des Hauses war hier das Kinderzimmer geplant. Wie optimistisch sie damals waren! Sie blickt aus dem Flurfenster in die Dunkelheit über den Garten. Als sie hier einzogen, stand alles in voller Pracht. Die Obstbäume trugen in jenem Jahr schwer an ihren Früchten, das meiste Gemüse war erntereif. Sie erinnert sich genau, wie sie zu Manfred sagte: »Das ist die schönste Zeit des Jahres.«

Er hatte gelacht und sie zärtlich auf die Nasenspitze geküsst. »Das sagst du doch immer.«

Es stimmte. Wie oft hat sie hier hinausgesehen und dasselbe gedacht. Im Frühjahr, wenn die gelben Forsythien blühten und dann der Flieder, im Sommer, wenn alles grün war, danach hatte sie das reife Obst bewundert und ihre geliebten Dahlien.



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