Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) by Sykes Sam

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) by Sykes Sam

Autor:Sykes, Sam [Sykes, Sam]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-12-20T23:00:00+00:00


Gariath hatte nie so ganz verstanden, warum schwächere Rassen so viel Ehrfurcht vor den Älteren an den Tag legten. Das langsame und unausweichliche Nachlassen der Körper- und Geisteskraft zu feiern, das letztendlich nach einigen Jahren unkontrollierbarer Körperfunktionen mit einem Haufen Erde endete, erschien ihm einfach nicht einleuchtend.

Natürlich war das bei seinem Volk anders. Auch der Verstand eines geschwächten Rhega war noch scharf; selbst der Körper eines gebrechlichen Rhega war kräftig. Und während schwächere Rassen Senilität als Weisheit priesen, wurden Rhega zweifellos mit den Jahren immer gewiefter. Wenn er diese Eigenschaften, und nur diese, in Betracht zog, dann konnte er sich vorstellen, warum Ältere verehrt und respektiert wurden.

Dachte er dann jedoch wiederum daran, wie unglaublich nervig die Älteren sein konnten, vor allem diejenigen, die gestorben waren, dann war er wohl dazu berechtigt, sie mit einer Verachtung zu betrachten, die nahezu an Unduldsamkeit grenzte.

»Wie lange ist es her, seit du die Sonne so hast scheinen sehen, Weisester?«

Er knurrte und blickte nicht hoch. »Ist das eine rhetorische Frage?«

»Eine philosophische.«

»Ich stelle fest, dass es schrecklich viele Wörter gibt, mit denen man ›nutzlos‹ sagen kann.«

Er musste nicht die Zähne des Älteren sehen, um zu wissen, dass er grinste, und zwar mit einer Selbstgefälligkeit, die nur jemand ausstrahlen konnte, der gestorben und zurückgekommen war. Dennoch, es war nur Nummer elf auf einer Liste von nervigen Eigenschaften, die ständig länger wurde.

»Hast du unsere Umgebung nicht bemerkt, Weisester?«, fragte der Ältere. »Dieses Land besitzt Schönheit.«

Sinnloser Optimismus. Siehe Punkt Nummer fünf.

Gariath blieb stehen und blickte hoch, betrachtete seinen Gefährten. Er wurde etwas durchsichtiger, als ein Lichtstrahl auf ihn fiel. Gariath kniff die Augen zusammen und blickte vom Fluss hoch, dessen Wasserstand nicht mal mehr einen halben Zeh hoch war. Die Ränder der Schlucht, in der er stand, waren stark bewaldet, Finger aus Braun und Grün erhoben sich, als würden sie ihm eine belaubte, rüde Geste zeigen. Sonnenlicht schien zwischen ihren Zweigen hindurch und tauchte die Schlucht in ein kontrastreiches Gemälde aus schwarzen Schatten und goldenen Strahlen.

»Sterbende Flüsse«, schnaubte er. »Zertrümmerte Felsen. Dieses Land ist tot.«

»Was?« Der Geist sah ihn gebieterisch an. »Nein, nein. Hier gibt es Leben. Wir haben einst damit gesprochen. Wir haben das Land gehört und das Land ... das Land ...«

Seine Stimme trieb davon, und seine Gestalt folgte ihr kurz darauf, aufgelöst vom Sonnenlicht. Gariath ging unbekümmert weiter. Er würde nicht lange verschwunden bleiben. So viel Glück hatte Gariath nicht. Er seufzte, wie so häufig. Ein Geräusch, das er seiner Symphonie der Gereiztheit aus Grollen und Flüchen hinzugefügt hatte.

Natürlich konnte er den spitzen Steinen im Flussbett keinen Vorwurf machen. Seine Füße waren im Lauf der Tage abgehärtet worden, durch den glühend heißen Sand an der Küste, durch die Dornen im Wald und in letzter Zeit durch die zahlreichen Schluchten, die er durchmessen hatte, und in denen noch viel schärfere Steine gelegen hatten als diese hier.

Nein, es war die Wiederholung, die endlose Monotonie all dessen, die ihn dazu trieb, seiner Frustration Ausdruck zu verleihen, wenn auch nur, um ein wenig Erholung von dem endlosen Schweigen des Waldes zu finden.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.