Die Teufelshure by Martina André

Die Teufelshure by Martina André

Autor:Martina André [André, Martina]
Die sprache: eng
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2011-03-13T23:00:00+00:00


Schottland 2009 – »Leith«

»Wenn Dough Weir glaubt, etwas gehört zu haben, dann ist es auch so.«

Dough nahm seine Taschenlampe, schaltete sie ein und leuchtete seinem jungen Kollegen provozierend ins Gesicht. Dann knipste er sie wieder aus und legte sie auf den Schreibtisch zurück, auf dem meh- rere Flachbildmonitore aufgebaut waren, die ihm mittels Kameraüber- wachung halfen, das Hafenareal von Leith im Blick zu behalten. Es war drei Uhr nachts und regnete in Strömen.

Dough betätigte die Computertastatur und schwenkte den Sucher zu den Containerhallen hinüber. Das gesamte Gelände war nur spär- lich beleuchtet. Weil Energie teuer war, hatte man die Hälfte der Straßenlaternen abgeschaltet. Dough zoomte auf eine Scheinwerfer- lampe, in deren weißem Lichtkegel der Regen unzähligen schimmern- den Bindfäden glich.

»Du willst doch jetzt nicht etwa rausgehen?« Randy, der gut dreißig Jahre jünger war als Dough, sah ihn zweifelnd an. »Es schüttet wie aus Eimern. Was sollte da draußen schon sein? Außer leeren Containern und ein paar verlassenen Bürobaracken wirst du nichts finden. Hier gibt’s im Moment nichts zu stehlen, und bei dem Wetter geht sowieso niemand vor die Tür.«

»Du weißt es ja«, brummte Dough, der sich schon des Öfteren über die Nachlässigkeit des Jüngeren aufgeregt hatte. »Seit mehr als dreißig Jahren bin ich Nachtwächter im Hafen von Leith. Du hast noch in die Windeln geschissen, da hab ich hier schon meine Runden gedreht.«

Randy verzog das Gesicht. Die Story hatte er schon gut tausendmal gehört. Er kannte sie auswendig und wusste, was als Nächstes kam.

»Der einzige Unterschied zu damals ist«, äffte er seinen Vorgesetzten nach, »dass man heute nicht mehr Nachtwächter sagt, sondern Sicher-

heitsassistent. Dabei macht es keinen Unterschied. Es gibt nicht mehr

Geld, und auch sonst bringt es keinerlei Vorteile.«

»Ach, sei still, du gehörst zu diesen Neunmalklugen«, erklärte Dough mit ärgerlicher Miene. »Große Klappe, nichts dahinter«, ze- terte er. »Wir mussten noch arbeiten für unser Geld. Die jungen Kerle von heute wollen sich nur die Eier schaukeln und am liebsten fürs Rumsitzen doppelten Lohn kassieren.«

Dough zog seine schwarze Öljacke über und schlug sich die Kapuze hoch. »Security« stand in leuchtender Schrift auf dem Rücken. Dann schickte er sich an, die gläserne Wachstube zu verlassen. Draußen war es stockfinster.

»Willst du nicht wenigstens den Hund mitnehmen?«, rief Randy ihm hinterher, wobei er sich gemütlich in seinem Sessel zurücklehnte und an seinem Kaffee schlürfte.

Doughs Blick fiel auf Max, den Rottweilerrüden, der seelenruhig auf seiner Decke döste und nicht einmal aufschaute, als Randy die Leine in die Hand nahm. Dabei machte er ein genauso lustloses Ge- sicht wie sein Herrchen.

Dough warf Randy einen mürrischen Blick zu. »Dein schlechter Einfluss hat ihn versaut, aber es ist ohnehin besser, wenn ich den Kö- ter hierlasse. Er stinkt, wenn er nass wird.«

Dough nahm sich die Taschenlampe und schaltete sie ein, bevor er nach draußen verschwand. Hinter ihm schnappte die Tür ins Sicher- heitsschloss. Zuerst marschierte er zum Containerlager für Übersee- güter. Dann würde er zu den Bürobaracken der einzelnen Handelsun- ternehmen gehen, die sich mit den Jahren hier angesiedelt hatten. Bisher war in diesem Areal noch nie etwas



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