Die Templerverschwoerung by Daniel Easterman

Die Templerverschwoerung by Daniel Easterman

Autor:Daniel Easterman [Easterman, Daniel]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3746628865
Herausgeber: Aufbau-Taschenbuch
veröffentlicht: 2013-02-17T23:00:00+00:00


29. KAPITEL

Manchmal schien es ihr, als hätte sie seit Jahren keine Träume mehr gehabt, zumindest seit der Zeit, da Adrian gestorben war. Oder sie glaubte, seitdem laufe ihr ganzes Leben wie ein Traum ab, aus dem sie beim Erwachen in einen Alptraum oder eine absolute Leere zu geraten drohte. Dann meinte sie Adrian zu sehen, manchmal tot, manchmal lebend oder beides zur gleichen Zeit, und das war das Schlimmste. In dieser Nacht hatte sie einen Traum, der nicht enden wollte. Zuerst kletterte sie mit dem Kopf nach unten eine steile Felswand hinauf. Sie musste ihre Zehen in enge Spalten zwängen, um sich nach oben ziehen zu können. Die Felswand bröckelte, und Steine fielen in einen finsteren Abgrund von tausend Metern oder mehr. Der wurde immer dunkler und war dann eine aus dem Felsen gehauene Kirche wie jene in Lalibela. Darin sah sie Kerzen, Fresken, Kreuze, die überall an Seidenbändern herabhingen, und Pavianspinnen, die wie Spielzeugautos über den Boden sausten und deren Augen glühten, dass es ihr tief in die Seele drang. In einer dunklen Ecke saß eine stöhnende Gestalt. Sie dachte, es sei Adrian, dann wieder klang es wie ein Mönch. Als er laut aufschrie, erwachte sie und hatte das Gefühl, sie habe weder Augen, noch einen Mund oder ein Herz.

Sie war allein in ihrem Hotelzimmer. Jetzt fiel ihr wieder ein, dass Conor, tief deprimiert, sie hierhergebracht und danach Assefa in der Universität angerufen hatte. Der war bei ihr geblieben, während Conor mit einem Taxi zu einem Heilkräuterladen an der Mike Leyland Street fuhr. Dort hatte man ihm empfohlen, ihr aus Baldrian, Kamille und Helmkraut einen Tee zu brühen, was er getan hatte. Sie schlürfte ihn zwanzig Minuten lang und wurde davon müde. Jetzt wusste sie nicht, was schlimmer war – wach zu bleiben oder wieder einzuschlafen.

Sie schaute auf die Uhr neben dem Bett. Es war fast Mitternacht. Conor hatte Tasse, Kräuter und Teekessel auf ihrem Nachtschränkchen stehen lassen. Sie stand auf und tat ein paar Schritte. Der Traum hatte sie aufgewühlt, sie war hellwach. Als sie an sich hinunterschaute, stellte sie fest, dass sie noch angezogen war. Sie fragte sich, ob Conor wohl schon schlief. Wenn ja, dann war er gewiss nicht erfreut, geweckt zu werden. Aber nach dem, was sie erlebt hatte, musste sie mit ihm reden. Er wusste ja noch nicht, was Asmerom ihr mitgeteilt hatte.

Sie wählte die Nummer seines Zimmers, und zu ihrer Überraschung nahm er sofort ab.

»O’Davoren.«

»Hi«, sagte sie.

»Wie geht es Ihnen?«, fragte er.

»Weiß nicht. Bin völlig durcheinander.«

»Das macht gar nichts. Darauf haben Sie ein Recht. Ich nehme an, Sie möchten reden.«

»Ja. Ich muss Ihnen einiges sagen.«

»Ich Ihnen auch. Bei Ihnen oder bei mir?«

»Conor, Sie sind im Nebenzimmer.«

»Das stimmt. Aber ich denke, es ist ein Unterschied, ob der Junge zu dem Mädchen geht oder das Mädchen zu dem Jungen. Wir müssen vorausdenken.«

»Voraus. Und woran?«

»Dass ich drauf und dran bin, eine Nacht mit Ihnen zu verbringen, auch wenn wir nur reden. Verzeihen Sie die Frage, aber sind Sie, wie meine Großmutter aus Connemara zu sagen pflegte,



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