Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen by Franz Fühmann

Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen by Franz Fühmann

Autor:Franz Fühmann [Fühmann, Franz]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Trompeterbücher, DDR
Herausgeber: Kinderbuchverlag Berlin
veröffentlicht: 1959-12-31T23:00:00+00:00


„Aah”, machten die Leute und klatschten. Lutz trat ganz dicht an die Stufen vor dem Zelt.

„Herrrreinspaziert, herrrreinspaziert, zum Zauberer Sassafraß, dem größten Zauberer der Welt!” rief der Zauberer. Dabei drehte er sich im Kreise, und Lutz, der fast unter ihm stand, sah einen Augenblick des Zauberers linke Schuhsohle. „Da ist aber ein dicker Flicken drauf”, sagte Lutz vor sich hin, als er die Schuhsohle sah. Er hatte aber keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn der Zauberer griff jetzt mit der leeren linken Hand in die Luft und hielt plötzlich eine rote Kugel zwischen den Fingern, dann griff er mit der leeren Rechten in die Luft und holte eine blaue Kugel aus dem Nichts, und dann nahm er die rote und die blaue Kugel in die Linke, drückte die Hand zusammen, sagte „Simsalabim, samsilibam“, öffnete die Hand — und die Kugeln waren verschwunden.

„Aaah”, machten die Leute und drängten sich aufs Podest zur Kasse.

Lutz allerdings war es so vorgekommen, als ob sich der Zauberer die Kugeln in den Ärmel geschoben hätte.

„Nach rechts zum Zuschauerraum, bitteM sagte der Zauberer. „Herrrreinspaziert zur Zauberschau, die Vorstellung beginnt in einer halben Minute!”

Die Menschen strömten durch den rechten Eingang ins Zelt. Der Zauberer ging durch den Eingang links von der Kasse. Lutz wollte gerade kehrtmachen und zum Wagen zurückgehen, da dachte er plötzlich, 'daß ihm der Zauberer doch helfen könnte, das Vögelchen zurückzuholen: Wenn er der größte Zauberer der Welt war, dann brauchte er es doch einfach nur herzuzaubern!

Gedacht, getan. Lutz eilte die Stufen zum Zelt hinauf und trat durch die linke Tür, durch die der Zauberer auch gegangen war. Sie führte nicht in den Zuschauerraum, sondern in einen kleinen Raum hinter der Bühne. Dort befanden sich der Zauberer und seine Frau. Sie saßen auf rohgezimmerten Hockern an einem rohgezimmerten Tisch, auf dem ein verhangener Kasten stand. An der Wand hingen blitzende Geräte: Spiegel und Dosen, Drähte und Ringe und eine riesige Pistole. Der Zauberer sah auf, als Lutz eintrat. „Eingang zum Zuschauerraum nächste Tür”, knurrte er.

Lutz aber blieb stehen. „Guten Tag, Onkel Sassafraß”, sagte er höflich. „Ich heiße Lutz Müller und komme aus dem Kinderheim von Käsebrot. Ein böser Dieb hat unser wunderbuntes Vögelchen gestohlen. Bitte, bitte, Onkel Sassafraß, hilf uns doch und zaubere das wunderbunte Vögelchen wieder her!”

„Komm näher, komm näher, mein Söhnchen!” sagte der Zauberer.

Lutz wurde ängstlich zumute, aber er überwand seine Angst und trat an den Tisch.

Da lachte der Zauberer plötzlich schrill auf. „Du glaubst also”, sagte er, „du glaubst also, ich brauche nur zu sagen: .Simsalabim, samsilibam', und dann macht es piep, und das Vögelchen ist wieder da.“

»Jo , sagte Lutz freudig, und in diesem Augenblick machte es auch wirklich piep. Im Kasten auf dem Tisch rüttelte etwas, das Tuch fiel herunter, und zum Vorschein kam oin blitzender Käfig, und in dem blitzenden Käfig saß das wunderbunte Vögelchen und starrte selig mit seinen purpurnen Äuglein auf Lutz.



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