Die Suche Nach Dem Auge Der Welt by Robert Jordan

Die Suche Nach Dem Auge Der Welt by Robert Jordan

Autor:Robert Jordan [Jordan, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
ISBN: 9783492700818
Google: XpLdAAAACAAJ
Herausgeber: PIPER
veröffentlicht: 2004-10-18T22:00:00+00:00


KAPITEL

27

Zuflucht vor dem Sturm

Perrin wurde ganz nervös in diesen Tagen, die sie bei den Tuatha'an verbrachten. Sie fuhren gemütlich nach Südosten. Das Fahrende Volk sah keinen Grund zur Eile; sie hetzten sich nie ab. Die bunten Wagen rollten keinen Morgen los, bevor nicht die Sonne ein gutes Stück über dem Horizont stand, und sie hielten oft mitten am Nachmittag bereits an, wenn sie einen günstigen Lagerplatz fanden. Die Hunde liefen bequem neben den Wagen einher, und manchmal schafften das sogar die Kinder. Sie hatten keine Schwierigkeiten mitzuhalten. Jede Anregung, doch etwas weiter und etwas schneller zu fahren, wurde mit Gelächter bedacht oder vielleicht einem: »Ach, möchtest du die armen Pferde so hart arbeiten lassen?«

Er war überrascht, daß Elyas seine Gefühle nicht teilte. Elyas fuhr nicht im Wagen mit - er zog es vor zu laufen, und so manches Mal schritt er an der Spitze der Wagenkolonne einher -, aber er schlug kein einziges Mal vor, daß sie die Kolonne verlassen oder ihr vorauseilen sollten.

Der eigenartige bärtige Mann in seiner ebenso eigenartigen Fellkleidung unterschied sich dermaßen von den sanftmütigen Tuatha'an, daß er auffiel, wo immer zwischen den Wagen er sich befand. Selbst von der anderen Seite des Lagers aus konnte man Elyas nicht für ein Mitglied des Volkes halten, und das nicht nur seiner Kleidung wegen. Elyas bewegte sich mit der lässigen Grazie eines Wolfs, was noch verstärkt wurde durch die Lederkleidung und den Fellhut, und er strahlte Gefahr auf so natürliche Weise aus, wie das Feuer Hitze ausstrahlt. Der Kontrast zu dem Fahrenden Volk war auffallend. Jung wie alt machten die Mitglieder des Volkes einen fröhlichen Eindruck. In ihrer Anmut lag keine Andeutung von Gefahr, sondern nur von purer Lebensfreude. Ihre Kinder rannten aus reinem Bewegungsdrang umher, ganz klar, aber auch die Graubärte und Großmütter unter den Tuatha'an schritten leichtfüßig wie in einem gravitätischen Tanz einher, der trotz aller Würde nicht weniger übermütig wirkte. Alle schienen beinahe zu tanzen, selbst im Stehen, selbst während der seltenen Zeiten, wenn im Lager keine Musik zu hören war. Fiedel und Flöte, Hackbrett und Zither und Trommel spannen fast zu jeder Stunde ein Netz von Harmonie und Kontrapunkt um die Wagen, im Lager genau wie unterwegs. Freudige Lieder, fröhliche Lieder, lachende Lieder, traurige Lieder; wenn im Lager jemand wach war, gab es gewöhnlich auch Musik.

Freundliches Kopfnicken und Lächeln begrüßten Elyas an jedem Wagen, neben dem er stehenblieb, und an jedem Feuer, an dem er sich niederließ, wurden fröhliche Worte an ihn gerichtet. Das mußte es sein, was das Volk immer Außenseitern gegenüber zeigte: offene, freundliche Gesichter. Doch Perrin hatte erfahren, daß unter der Oberfläche verborgen die Wachsamkeit eines halb gezähmten Hirsches steckte. Etwas Tiefes lag unter dem Lächeln, das den Emondsfeldern entgegenstrahlte, etwas, das in diesen Tagen nur ganz wenig abgeschwächt wurde. Bei Elyas war die Wachsamkeit stark fühlbar, als flimmere tiefe Sommerhitze in der Luft, und das wurde auch nicht schwächer. Wenn er nicht hinsah, dann blickten sie ihn offen an, als seien sie nicht sicher, was er machen werde. Wenn er durch das Lager schritt, schienen die zum Tanzen bereiten Füße auch zur Flucht bereit.



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