Die Sturmrufer by blazon

Die Sturmrufer by blazon

Autor:blazon [blazon]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
veröffentlicht: 2012-03-07T23:00:00+00:00


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Abrupt hatte der Wind wieder eingesetzt, doch zum Sturm wurde er nicht. Amber war den Weg vom Strand bis zu Anhöhe gerannt. Dabei ließ sie den Blick auf der Suche nach einem schlanken, geraden Baum über die Ebenen schweifen. Bedauerlicherweise duckten sich fast alle Bäume der Insel unter dem Wind, als würde der Himmel viel zu schwer auf ihnen lasten. Nur in der Nähe der Küste standen einige dicke Marjulabäume.

Es tat gut, über die Erde zu laufen, die sich zwischen den Felsen gesammelt hatte. Mit jedem Schritt auf festem Boden kehrte Amber ein Stück mehr in die Welt zurück, die sie beherrschte. Und dennoch – wenn sie über die Schulter blickte, lockte blau und unergründlich das Meer.

»Komm schon! Das drüben steht ein gerader Baum!«, schrie sie Inu zu und rannte weiter.

Inu holte im Laufschritt auf und ging neben ihr her.

»Ich bin froh, wenn wir wieder auf dem Wasser sind«, meinte er und lächelte. »Dann darf ich die Befehle geben und du musst gehorchen.«

Er zwinkerte ihr zu und Amber erwiderte sein Lächeln unwillkürlich. Es war irritierend und dennoch angenehm, in Inus Nähe zu sein. Bei Tanijen dagegen war sie sich nie ganz sicher, ob er sich nicht heimlich über sie lustig machte.

»Freu dich nicht zu früh, Seiler«, meinte sie. »Bis dahin haben wir noch genug Arbeit vor uns.«

Inu seufzte schwer und nickte. »Vom Seiler zum Holzfäller. So weit ist es mit mir gekommen.«

»Was ist denn so schlecht an Holzfällern?«

»Nichts – nur ihr Hang zu Prügeleien ist gewöhnungsbedürftig.«

»Ja, dafür musst du allerdings noch viel üben.«

Inu lachte und strich sich verlegen über den Ärmel.

»Amber… ich weiß, Sabin hat sich nicht bei dir bedankt…«

»Tja, dantarianische Höflichkeit«, gab Amber trocken zurück. Inu lächelte schief und wieder fiel ihr die kleine Narbe an seinem Mundwinkel auf. Sie stand ihm sehr gut und Amber senkte ertappt den Kopf, als sie bemerkte, dass sie seinen Mund anstarrte. »Also, wenigstens ich wollte mich bei dir bedanken«, sagte er.

»Du bedankst dich für Sabin?«, spottete Amber. »Ich hoffe, sie weiß es zu schätzen, dass du ihr Diener bist.«

Sein Lächeln verschwand, er biss sich auf die Unterlippe. Einen Augenblick dachte sie, sie wäre zu weit gegangen, doch zu ihrer Erleichterung drehte Inu sich nicht um und ging zum Strand zurück, sondern antwortete ihr.

»Es ist nicht so, wie es aussieht«, meinte er. »Sabin und ich kennen uns, seit wir Kinder waren.«

»Liebst du sie denn nicht?«

Er lachte verwundert. »Natürlich! Auf eine andere Art als Tanijen sie liebt, wenn es das ist, was du wissen wolltest. Und nur aus diesem Grund habe ich mich bei dir bedankt. Weil ich es nicht ertragen könnte, dass ihr etwas zustößt.«

Amber staunte. In Dantar konnte man Menschen lieben, ohne sich zu verpflichten und ohne zu besitzen? Der Gedanke gab ihr einen schmerzhaften Stich und sie beneidete Sabin mehr denn je darum, dass sie mit Freunden aufgewachsen war, während Ambers einziger Freund von jeher ihr Schlagstock war.

»Sabin meinte, du wolltest… ihr eine Geschichte erzählen«, fuhr Inu fort. »Ich weiß, dass sie von den Bergen nichts hören will, aber ich… würde sehr gerne erfahren, worum es in der Geschichte geht.



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