Die Stunde des Schakals by Bernhard Jaumann

Die Stunde des Schakals by Bernhard Jaumann

Autor:Bernhard Jaumann [Jaumann, Bernhard]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Spionage, Belletristik/Krimis, Thriller
Herausgeber: Rowohlt (com)
veröffentlicht: 2010-03-30T22:00:00+00:00


Donkerkop:

Nachher ist viel spekuliert worden, warum gerade am Abend von Lubowskis Ermordung die Straßenbeleuchtung in der Sanderburgstraße ausfiel. Es gab Leute, die auf dieser Tatsache ganze Verschwörungstheorien aufbauten. Das könne doch kein Zufall gewesen sein. Aber es war einer. Jedenfalls waren die anderen genauso überrascht wie ich. Ferdi Barnard fluchte, was das für eine verdammte Scheiße sei. Man könne nur hoffen, dass den Anwohnern die Finsternis auf der Straße egal sei. Es fehle gerade noch, dass die Techniker von der Stadtverwaltung jetzt antanzten.

Es war also stockdunkel, ging auf 20 Uhr 30 zu. Ich ließ den Wagen langsam den Berg hinabrollen. Kein Mensch war unterwegs. Direkt vor Lubowskis Toreinfahrt blieb ich stehen. Donald Acheson stieg mit der Kalaschnikow in der Hand aus und schlug sich in das Gebüsch auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich setzte den Wagen zehn Meter zurück, parkte am Straßenrand, machte Licht und Motor aus. Den Zündschlüssel ließ ich stecken.

Von Acheson war nichts mehr zu sehen. Damit er ein klares Ziel hatte, sollte ich die Autoscheinwerfer anschalten, sobald Lubowski aus seinem Wagen gestiegen war. Wenn der erste Schuss fiel, hatte ich den Motor zu starten. Dann musste es schnell gehen. Zehn Meter vorfahren, Acheson einsteigen lassen und nichts wie weg!

«Und möglichst nicht gleich aus der ersten Kurve fliegen!», sagte Barnard vom Rücksitz aus.

«Ich bin schon mal Auto gefahren», sagte ich genervt.

«Wenn einer der Nachbarn die Nase rausstreckt, wird sofort geschossen», sagte Barnard. «Und zwar von allen! Ist das klar, Kleiner?»

«Lass ihn in Ruhe!», sagte Maree.

«Geflennt wird später», fügte dieser Idiot von Barnard noch an. Ich war nahe daran, mich umzudrehen und ihn abzuknallen. Die Pistole, die sie mir gegeben hatten, lag auf meinem Schoß.

Und dann hörte ich das Motorengeräusch. Ich blickte auf, sah zwei Scheinwerfer im Rückspiegel, wusste, dass da Lubowski kam, noch bevor auch nur das Fabrikat des Wagens erkennbar wurde. Normalerweise wurde Lubowski von seinem Fahrer nach Hause chauffiert, doch van Zyl hatte uns per Funk bestätigt, dass er diesmal allein unterwegs war. Im Nachhinein erfuhr ich, dass sein Fahrzeug erst am Spätnachmittag aus der Werkstatt angeliefert worden war. Lubowski hatte seinen Fahrer beauftragt, den Mietwagen zurückzubringen. Das hat dem Mann das Leben gerettet, da bin ich sicher. Als der Wagen blinkte, in die Einfahrt bog und vor dem Tor zu stehen kam, war klar zu erkennen, dass es sich um Lubowskis weißen BMW handelte. Die Fahrertür öffnete sich, jemand stieg aus, die Tür schlug zu.

«Es werde Licht!», murmelte Maree von hinten. Ich schaltete die Scheinwerfer an, und in dem Moment hörte die Zeit zu laufen auf. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, dreißig Sekunden vielleicht oder vierzig, die ebenso vierzig Jahre oder vierzig Tausendstelsekunden hätten sein können. Dass sich unerträgliche Momente zu Ewigkeiten dehnen können, ist ja bekannt, aber so habe ich es nicht erlebt. Bei mir lief gar keine Handlung ab, es passierte nichts.

Zwar hörte ich die Schüsse, die vertrauten Geräusche von Anlasser und Motor, als ich den Wagen startete, die Ausrufe der beiden auf der Rückbank, das Bellen von Lubowskis Hunden, ja



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