Die Stiefmutter by Katharina Gerlach

Die Stiefmutter by Katharina Gerlach

Autor:Katharina Gerlach [Gerlach, Katharina]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Independent Bookworm
veröffentlicht: 2015-08-05T16:00:00+00:00


Drei Stunden später befand ich mich ein meinem Zimmer neben dem Stall. Ich hatte es gewählt, weil es dicht am Schlosstor lag. Ich hasste die Idee, unter dem Dach bei den anderen Dienern zu wohnen, und der Hofmarschall war so freundlich gewesen, mir meinen Wunsch zu erfüllen. Durch die Fensterscheiben konnte ich den aufgehenden Mond sehen. Ich war ein Nervenbündel.

Tobi stand neben mir, während ich mit zitternden Fingern die Maschine einstellte. Zweimal war er aus Ellies Schlafzimmer geschickt worden. Das war der Beweis, dass es Siberius gelungen war, meine Tochter auszutauschen. Ellie hätte sich niemals freiwillig von Tobi getrennt, nicht einmal des Nachts. Es sah so aus, als hätte Siberius eine mechanische Frau gebaut und sie mit Magie so aussehen lassen, als wäre sie Ellie.

Meine Maschine brummte, und ich spürte, wie der übliche Kopfschmerz begann. Doch das Gesicht, das in der Kristallkugel erschien, war nicht Daniels. Es war auch nicht Eduards. Es war Ellies. Ich spürte, wie mir das Blut in den Adern gefror, und stolperte zu einem Stuhl.

„Ellie. Was hat dir Siberius angetan?” Meine Stimme war heiser, und ich konnte meine eigenen Worte kaum verstehen, so heftig dröhnte mein Herz.

„Hallo Tobi. Hallo Mutter.” Ihr Lächeln war so schön wie immer. „Warum hast du mir denn nicht gesagt, dass Vater gestorben ist, weil er die Maschine benutzt hat?”

Ich wischte mir über das Gesicht, um mich einzukriegen, aber es dauerte noch eine Weile, bevor ich meine Stimme wieder benutzen konnte.

„Ich wusste nicht, warum ihr fortgelaufen wart. Das begriff ich erst vor ein paar Monaten.”

„Da hättest du es mir sagen müssen.”

„Das wollte ich ja, aber mir kam der Zeitpunkt unpassend vor.” Obwohl ich ihr Bedürfnis verstand, meine Motive nachvollziehen zu wollen, hatten wir jetzt wichtigere Probleme. „Bitte, Liebes, erzähl mir, was passiert ist.”

„Ich bin mir nicht ganz sicher.” Ellie runzelte die Stirn. „Ich erinnere mich daran, dass jemand etwas in mein Badewasser träufelte, und dann wurde mir kalt – furchtbar kalt. Ich hatte das Gefühl, ich wäre aus Eis. Dann war da ein enger Gang mit Mauersteinen und die Hände von jemandem auf meinen Schultern, bevor alles schwarz wurde.”

„Hat er dich gezwungen, irgendetwas zu schlucken?” Ich beugte mich vor, die Fäuste geballt, was ich kaum bemerkte.

„Ich … Ich glaube nicht, aber sicher bin ich mir nicht.”

Ich seufzte. Wenn Siberius ihr wirklich kein Gift verabreicht hatte, war es gut möglich, dass ihr lebloser Körper in einem Versteck lag und nur für den Uneingeweihten tot wirkte. Auf eine perverse Art machte das Sinn. Da seine Zunge verbrannt war, musste Siberius eine andere Methode entwickelt haben, um einer Person die Lebenskraft zu rauben. Das zwang ihn vermutlich dazu, der Person sehr nahe zu kommen. Wahrscheinlich wäre es für ihn wünschenswert, wenn Ellie betäubt, aber am Leben wäre.

„Wie geht es meinem Sohn?” Ellie unterbrach meinen Gedankengang. „Und Tobi? Passt Heinrich gut auf beide auf?”

„Er tut sein Bestes.” Ich log, weil ich ihr nicht von dem Doppelgänger erzählen wollte. „Kann ich bitte mit dem Vater deines Mannes reden?”

Ellies Augenbrauen hoben sich. „Warum willst du mit ihm reden, wenn Vater direkt neben mir steht?”

Meine Kopfschmerzen wurden schlimmer.



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