Die Stasi swingt nicht by Siegfried Schmidt-Joos

Autor:Siegfried Schmidt-Joos [Schmidt-Joos, Siegfried]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)
veröffentlicht: 2017-01-26T23:00:00+00:00

▲ Pianist und Combochef Hans Buchmann

Die Großwetterlage in der Politik kümmerte mich zu dieser Zeit wenig. Ich begann als Germanistik-Student an der Martin-Luther-Universität mein drittes Semester und hatte daneben genug damit zu tun, zusammen mit Alfons Zschockelt die Clubabende der ajh vorzubereiten. Alle zwei Wochen sollte einer von uns beiden den Abend mit einem Vortrag über einen Künstler oder ein Jazz-Sachthema beginnen. Als Tagungsort wurde uns jedes Mal kurzfristig vom Hausmeister ein unbenutzter Seminarraum in der Philosophischen Fakultät zugewiesen.

Dann überschlugen sich die Ereignisse. Aus Düsseldorf traf ein Brief ein, in dem das Hans Buchmann Quintett aus Halle an der Saale zum Ersten Deutschen Amateur Jazz Festival eingeladen wurde. Mein diesbezügliches Gespräch mit dem Festival-Impresario Karl-Heinz Lyrmann bei der DJF-Tagung in Frankfurt hatte Früchte getragen. Gerhard Behnke genehmigte die Reise, sogar ohne danach zu fragen, ob denn die fünf „Buchmänner“ auch alle der FDJ angehörten (was ich insgeheim bezweifelte). Der Pianist und Bandleader Hans Buchmann war ein angehender Zahnarzt und enthielt sich – wie auch alle seine Mitspieler – jeglicher politischen Äußerungen.

Ich hatte Lyrmann gegenüber die Buchmann-Combo und nicht Alfons Zschockelts Dixieland-Band vorgeschlagen, weil noch nicht alle Mitglieder der ja hauptsächlich als Universitätstanzkapelle tätigen Truppe instrumentaltechnisch sattelfest waren. Auch Buchmanns Altsaxophonist Klaus Guth kämpfte noch gelegentlich mit den Tücken seines Instruments, dafür war Hellmut Kaufmann auf dem Tenorsax um so brillanter, und der stilistisch hoch aktuelle Cool-Sound dieses Ensembles dürfte, da aus Ostdeutschland unerwartet, in Düsseldorf als Sensation gewertet werden.

So kam es dann auch. Das Hans Buchmann Quintett wurde als drittbeste moderne Combo ausgezeichnet, Hellmut Kaufmann gewann den Preis als bester Solist seines Instruments, und mich bat anschließend Dieter Zimmerle, von Halle aus am „Jazz-Podium“ mitzuarbeiten.

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