Die Stahlhöhlen by Asimov Isaac
Autor:Asimov, Isaac [Asimov, Isaac]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-04-28T16:00:00+00:00
11. Flucht über die Streifen
Baley packte unwillkürlich seine Gabel fester. »Sind Sie ganz sicher?«, fragte er automatisch und war sich, noch während er es aussprach, der Unsinnigkeit seiner Frage bewusst. Man fragt einen Computer nicht, ob er sich mit der Antwort sicher ist, die er ausspeit. Nicht einmal einen Computer mit Armen und Beinen.
»Absolut«, sagte R. Daneel.
»Sind sie in unserer Nähe?«
»Nicht in unmittelbarer Nähe. Sie sitzen verstreut.«
»Also gut.« Baley wandte sich wieder seiner Mahlzeit zu, und seine Gabel bewegte sich mechanisch. Hinter seiner mürrischen Miene arbeitete sein Verstand fieberhaft.
Angenommen, der Zwischenfall gestern Abend war von roboterfeindlichen Fanatikern organisiert worden; angenommen also, es hatte sich gar nicht um eine spontane Aktion gehandelt, wie es gestern den Anschein gehabt hatte. Zu einer solchen Gruppe von Agitatoren konnten leicht auch Männer gehören, die sich näher mit dem Studium von Robotern befasst hatten – mit der Intensität, wie sie aus tiefem Abscheu erwächst. Einer von ihnen könnte R. Daneel als das, was er wirklich war, erkannt haben. (Der Commissioner hatte das in gewisser Weise angedeutet. Verdammt, man durfte den Mann wirklich nicht unterschätzen.)
Das Ganze ließ sich durchaus logisch nachvollziehen. Wenn man einmal davon ausging, dass sie gestern Abend nicht so hatten handeln können, wie sie gerne gewollt hätten, so wären sie dennoch imstande gewesen, Pläne für die Zukunft zu machen. Wenn sie einen Roboter wie R. Daneel als solchen erkennen konnten, dann konnten sie sicherlich auch erkennen, dass Baley Polizeibeamter war. Ein Polizeibeamter in der ungewöhnlichen Begleitung eines humanoiden Roboters würde höchstwahrscheinlich in der Organisation einen hohen Rang einnehmen. (Jetzt, wo er sich auf den Standpunkt der Gegenseite einstellte und sein eigenes Wissen nutzen konnte, bereitete es Baley gar keine Schwierigkeiten, einer solchen Argumentation zu folgen.)
Daraus folgerte er dann, dass Beobachter in der Stadtverwaltung (oder vielleicht sogar Agenten innerhalb der Stadtverwaltung) Baley, R. Daneel oder sogar beide entdecken würden, ehe zu viel Zeit verstrich. Dass ihnen das innerhalb von vierundzwanzig Stunden gelungen war, war keineswegs überraschend. Es hätte sogar noch schneller gehen können, wenn Baley nicht den größten Teil seiner Zeit in Spacetown und unterwegs verbracht hätte.
R. Daneel hatte seine Mahlzeit beendet. Er saß ruhig da und wartete: Seine perfekten Hände ruhten leicht auf der Tischplatte.
»Sollten wir nicht etwas unternehmen?«, fragte er.
»Hier in der Küche sind wir sicher«, sagte Baley. »Jetzt überlassen Sie das mir, bitte.«
Baley blickte vorsichtig in die Runde, und plötzlich war ihm, als sähe er zum ersten Mal eine Küche.
Menschen! Tausende von Menschen. Welche Kapazität hatte eine durchschnittliche Küche eigentlich? Er hatte die Zahl einmal gesehen: zweitausendzweihundert, dachte er. Diese hier war etwas größer als der Durchschnitt.
Angenommen, jemand stieße jetzt plötzlich den Ruf Roboter! aus. Angenommen, man würfe ihn den Tausenden hin wie einen …
Ihm fiel kein passender Vergleich ein, aber das hatte nichts zu besagen. Es würde nicht dazu kommen.
Es konnte überall zu spontanen Krawallen kommen; in der Küche ebenso wie in den Korridoren oder in den Aufzügen. Leichter vielleicht. Bei den Mahlzeiten herrschte weniger Zurückhaltung, eine Art von Gelockertheit, die sich beim geringsten Anlass zu etwas viel Schlimmerem entwickeln konnte.
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