Die Stadt der Blinden by José Saramago

Die Stadt der Blinden by José Saramago

Autor:José Saramago
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2011-08-02T08:44:48+00:00


Am vierten Tag tauchten die niederträchtigen Blinden wieder auf. Sie kamen, um die Frauen des zweiten Saales zu rufen, die die Dienstleistungssteuer bezahlen sollten, aber für einen Augenblick hielten sie an der Tür zum ersten Saal inne und fragten, ob sich die Frauen hier schon von dem erotischen Ansturm von neulich Nacht erholt hätten. Was für eine Nacht, jawohl, rief einer von ihnen aus und leckte sich die Lippen, und ein anderer bekräftigte, Diese sieben waren so gut wie vierzehn, sicher war eine von ihnen nicht viel wert, aber in all diesem Durcheinander fiel das kaum auf, die Jungs hier haben wirklich Glück, wenn sie Manns genug sind für sie, Lieber nicht, so bringen die Frauen mehr Lust auf uns mit. Von hinten aus dem Saal sagte die Frau des Arztes, Wir sind nicht mehr sieben, Dann ist wohl eine geflohen, fragte lachend einer aus der Gruppe, Nein, sie ist nicht geflohen, sie ist gestorben, Teufel nochmal, dann müsst ihr nächstes Mal noch mehr arbeiten, Der Verlust ist nicht groß, die war nicht viel wert, sagte die Frau des Arztes. Irritiert wussten die Boten nicht recht, wie sie antworten sollten, das, was sie gerade gehört hatten, schien ihnen schamlos, einer von ihnen dachte bestimmt, Die Frauen sind doch alle Schlampen, was für ein Mangel an Respekt, von einer Frau so zu sprechen, nur weil sie eine Hängebrust hatte und keinen festen Hintern mehr. Die Frau des Arztes betrachtete sie, wie sie da unentschlossen am Eingang standen und ihre Körper wie mechanische Puppen bewegten. Sie erkannte sie, sie war von den dreien vergewaltigt worden. Schließlich klopfte einer mit dem Stock auf den Boden, Gehen wir, sagte er. Das Klopfen und der Ruf, Platz da, Platz da, wir kommen, verloren sich langsam hinten im Korridor, dann trat Schweigen ein, wirre Geräusche, die Frauen des zweiten Saales erhielten den Befehl, sich nach dem Abendessen einzufinden. Wieder hörte man das Klopfen auf dem Boden, Platz da, Platz da, die Gestalten der drei Blinden kamen an der Tür vorbei und verschwanden.



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