Die Spinne - Niederrhein-Krimi by emons Verlag

Die Spinne - Niederrhein-Krimi by emons Verlag

Autor:emons Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863582708
Herausgeber: emons Verlag


SECHS

Johanna Krafft schreckte auf, als sie die Haustür ins Schloss fallen hörte. Burmeester kam sonst nie so früh nach Hause. Noch merkwürdiger war, dass er nach ihr rief. Henner lag neben ihr und bekam von alldem nichts mit, wie immer. Dieser Mann fiel selbst am Mittag in gesegneten Tiefschlaf.

»Ich komme sofort, Moment bitte.«

Hastig zog sie sich an und betrat die Diele. Zunächst wollte sie Alarm schlagen, weil sie diesen Mann, der da mitten im Flur stand, nicht zu kennen schien, erst beim zweiten Hinschauen identifizierte sie Burmeester unter der seriösen Kleidung. »Lass mich raten, hat Yasmin für dich eingekauft?«

»Nein, sie hat mich nur beraten. Du musst mir helfen.«

»Lass mich noch einen Augenblick über diesen erfreulichen Anblick staunen. So, jetzt. Was kann ich für dich tun?«

»Du kannst mich einen Moment lang in den Garten lassen. Ich habe vom Fenster aus etwas auf der Terrasse der Nachbarn gesehen, was ich seit Wochen nicht beachtet habe. Ich möchte nur Fotos machen, mehr nicht.«

Mit einer Geste gab Johanna ihm den Weg frei und schaute ihm wohlwollend nach. Er sah schick aus. Sie beobachtete, wie er auf die Terrasse ging und sein Handy über den Zaun hielt, verschiedene Perspektiven suchte, sich reckte, bückte, immer wieder seine Fotos überprüfte. Er bedankte sich bei der verblüfft dastehenden Johanna und verschwand kurz in seinem Appartement. Als er wieder zur Tür lief, war Burmeester fast wieder der Alte. Er hatte seine selbst gestrickte Zipfelmütze geholt und verließ das Haus nun genauso geschmacksverwirrt wie sonst auch. Er startete sein Auto, während Johanna sich die Jacke anzog und in den Garten stiefelte.

Sie blickte hinüber zu Louises Terrasse und überlegte, was Nikolas Burmeesters Interesse von der Dachgaube aus geweckt haben konnte. Sie nahm die gleiche Position ein wie er, reckte sich und ließ die Augen über zusammengestellte Gartenmöbel, einen gemauerten Grill und die mit Schnee bedeckten Natursteinfliesen gleiten. Nichts von dem, was sie erblickte, erweckte ihr gesteigertes Interesse. Sie ging in die Hocke, ihre Knie knirschten schmerzhaft, sofort bereute sie diese Bewegung in der kalten Luft. Selbst aus diesem Blickwinkel erschien ihr nichts merkwürdig oder verdächtig genug, um es zu fotografieren. Ein Eimer mit abgeblühten Geranienresten gammelte in der Ecke neben der Tür vor sich hin, drei mit Kokosmatten ummantelte Blumentöpfe standen nah am Haus, und ansonsten vertiefte sich der Schnee in den Fugen der gefliesten Terrasse und hinterließ ein gemasertes Relief. Was Burmeester nur hier gesucht hatte?

Ein kurzer Schrei entfuhr ihr, als sie sich wieder aufrichten wollte. Der zuckende Schmerz durchfuhr ihre Lendenwirbel und zog sich in den rechten Oberschenkel hinab. Auch das noch, dachte sie, ein Hexenschuss, vielleicht hätte sie die Aktion am Morgen nicht so in die Länge ziehen sollen. Vorsichtig, in gebückter Haltung, humpelte sie ins Haus, klammerte sich in gleicher Haltung am Esstisch fest und rief nach Henner. »Mayday, SOS, Oma in Not!«

Mit bloßem Oberkörper kam er ins Esszimmer gelaufen.

»Gott sei Dank, du wachst immer auf, wenn ich dich brauche.«

»Was ist passiert?«

»Ich wollte nur wissen, was Burmeester auf Louises Terrasse fotografiert hat, da hat mich die Hexe angeschossen.



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