Die Seuche Hamburg Rain 2084 by Andreas Geist

Die Seuche  Hamburg Rain 2084 by Andreas Geist

Autor:Andreas Geist
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426437520
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-12-06T16:00:00+00:00


23

Von Dannberg. Natürlich. Er war die perfekte Schwachstelle des Systems, durch die man einen Virus in den kybernetischen Organismus der Stadt einschleusen konnte. Und wenn er es wusste, wusste es der Joker auch.

Andreas’ Finger rasten über die Tastatur des Notebooks. Seine Software arbeitete sich unermüdlich durch endlose Schleifen diverser Passwortalgorithmen, bis er endlich konzentriert auf das Funktionsboard einer Wohnung auf Ebene 132 starrte, das den Systemadministratoren vorbehalten war. Nicht ganz legal, doch wer könnte es schon zurückverfolgen? Es waren Hunderte von Parametern. Die Tatsache, dass der Eigentümer verstorben und der Rest der Familie nicht anwesend war, vereinfachte die Analyse enorm. Nur eine Handvoll Balken in der grafischen Darstellung erhob sich über das Nullniveau. Die Heizung lief auf Sparflamme, und die Kontrollsensoren, die defekte Geräte an die Hersteller meldeten, zogen sehr wenig Energie. Die Alarmanlage verbrauchte überhaupt keine, was nur eines bedeuten konnte.

Andreas scrollte durch alle Sensoren und Kameras des Überwachungssystems. Nichts. Da hatte jemand das System abgeschaltet. Es hing noch ein Verbraucher am Netz. Es waren nur wenige Watt, doch das Muster war verräterisch, wenn man danach Ausschau hielt. Es waren kurze, sägezahnartige Ausreißer, immer dann, wenn die zentralen Prozessoren die Arbeit aufnahmen. Ein Neuro-PC zog Strom und arbeitete Befehle ab. Der Joker hatte genau das getan, was Andreas erwartet hatte. Er saß vor der Workstation in von Dannbergs Wohnung und betrat durch einen unzureichend gesicherten PC mit Alpha-Zugangsberechtigung die Kernstrukturen der Lebenserhaltungssysteme der Stadt, die eine physische Barriere vom Rest der Hardware-Infrastuktur trennte.

Mist. Sollte er ihm freie Hand lassen, um ihn anhand der Spuren, die er hinterließ, zu identifizieren? Nein. Er konnte nicht mit diesem Mann spielen, denn er war keineswegs sicher, dass er als Sieger aus diesem Spiel hervorginge. Andreas tippte einige Befehle in Stinas Notebook und sah befriedigt, wie alle Balken rasch auf das Nullniveau abfielen.

Er hatte den Strom abgestellt, und das USV-Modul bekam in einer Endlosschleife die Meldung, dass die Primärversorgung konstante Spannung lieferte. Also schaltete sich der Notstrom nicht ein. Jetzt saß der Joker im Dunkeln, und der Privataufzug von Dannbergs war ebenfalls außer Betrieb.

Der Joker würde versuchen zu verschwinden. Andreas schaute auf die Uhr seines Mini-Coms. Es war jetzt vier Uhr. Er selbst bräuchte zehn Minuten bis zum Expresslift auf Ebene 130. Von dort aus könnte er die Nottreppe auf Ebene 132 nehmen und im Dunkeln durch den Gang bis direkt vor von Dannbergs Wohnung gelangen. Das war der einzig mögliche Weg, also auch der Fluchtweg des Jokers. Wenn er sich beeilte, würde er direkt mit dem Joker zusammenstoßen. War das zu gefährlich?

Andreas rannte los, nachdem er sich Stinas Taser aus der Küchenschublade eingesteckt hatte, mit dem sie sich beim Joggen auf den tiefer gelegenen Ebenen aufdringliche Männer vom Hals hielt. Er kam schnell voran. Keuchend erreichte er den Expresslift und fuhr mit einer seiner gehackten Chipkarten in jenen Bereich der Stadt, den selbst die Polizei nur mit Weisung von ganz oben betreten durfte.

Als er auf Ebene 130 die Kabine verließ, war alles dunkel. Er aktivierte die schwache Beleuchtung seines Mini-Coms, eilte den Gang nach rechts und rief sich den Weg zu von Dannbergs Wohnung ins Gedächtnis.



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