Die Schwester by Fielding Joy

Die Schwester by Fielding Joy

Autor:Fielding, Joy [Fielding, Joy]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2016-05-03T05:43:30+00:00


Michelle schlief noch, als Hunter am nächsten Mittag anrief, um über die Nacht zuvor zu sprechen und sich zu entschuldigen.

»Ich habe gehört, du willst wieder heiraten«, sagte Caroline.

Nach einem kurzen Schweigen erwiderte er: »Ich wollte es dir sagen …«

»Habt ihr schon einen Termin festgelegt?«

»Den 19. Juni. Wir dachten, wir warten lieber noch eine Weile. Bis sich wieder alles beruhigt hat.«

Caroline wusste, dass er das Sperrfeuer von Artikeln meinte, die vermutlich im Laufe der nächsten Wochen erscheinen würden, um an den zehnten Jahrestag von Samanthas Verschwinden zu erinnern. Die Reporter würden sich begierig auf jede Kleinigkeit stürzen, egal wie wenig sie mit den eigentlichen Geschehnissen zu tun hatte. Als Hunter und Caroline sich hatten scheiden lassen, waren sie in der Was-wurde-aus-Spalte aller landesweiten Zeitungen aufgetaucht. Seine Hochzeit mit einer jüngeren Frau würde garantiert weiteres Öl in ein ohnehin nicht zu löschendes Feuer gießen.

»Tut mir leid«, sagte er noch einmal, bevor Caroline auflegte.

Ihr wurde erst bewusst, dass sie weinte, als sie die salzigen Tränen auf ihren Lippen schmeckte. Sie wischte sie mit dem Handrücken ab und griff nach einem kleinen Notizblock neben dem Telefon in der Küche. Bin bei Nicola’s, schrieb sie und meinte den kleinen Lebensmittelladen ein paar Blocks entfernt, in dem sie manchmal trotz der exorbitanten Preise einkaufte. »Wenn du wissen willst, was Lebensmittel in Zukunft kosten«, hatte Peggy einmal gespottet, »geh heute bei Nicola’s einkaufen.« Bin bald zurück, fügte sie noch hinzu.

Eigentlich brauchte sie gar nichts, dachte Caroline, als sie die Straße hinunterging. Sie musste einfach nur aus dem Haus. Und sie konnte ein wenig Bewegung gebrauchen. Es war ihr nicht entgangen, wie gut Hunter nach wie vor aussah. Er hielt sich offensichtlich in Topform, während sie sich ein wenig hatte gehen lassen. Erst hatte sie die Mitgliedschaft in dem Fitnessclub gekündigt, den sie früher gemeinsam besucht hatten, dann hatte sie das Laufband vernachlässigt, das in ihrem begehbaren Kleiderschrank gestanden und auf dem sie früher täglich trainiert hatte; und als es kaputtgegangen war, hatte sie es nicht ersetzt.

Sie betrat Nicola’s, nahm einen kleinen grünen Plastikkorb aus dem Stapel neben dem Eingang, schlenderte durch die Gänge und blieb schließlich in der Obst- und Gemüseabteilung stehen, wo sie eine Avocado in die Hand nahm, um ihre Reife zu prüfen.

»Ist alles in Ordnung?«, hörte sie jemanden fragen.

Caroline drehte sich um und sah sich einem attraktiven Mann um die vierzig gegenüber. Nun ja, nicht direkt attraktiv, entschied sie nach einem zweiten Blick auf das leicht schüttere Haar, das in Strähnen in seine hellbraunen Augen fiel, und die Falten um seinen zu breiten Mund. Alles war ein bisschen daneben. Trotzdem hatte er etwas sehr Anziehendes. »Verzeihung?«

»Sie sehen aus, als wollten Sie die Avocado erwürgen«, sagte er. »Gibt es ein Problem?«

Verlegen ließ Caroline die Avocado in ihren Korb fallen. »Ich habe wohl bloß einen Moment vor mich hingeträumt. Tut mir leid.« Warum entschuldigte sie sich? Sie war ihm keine Erklärung oder Rechtfertigung schuldig.

»Sie müssen sich nicht entschuldigen«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Sie kennen sich offenbar mit Lebensmitteln aus«, fuhr er lächelnd fort.



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