Die Schnecke am Hang by Arkadi Strugatzki & Boris Strugatzki

Die Schnecke am Hang by Arkadi Strugatzki & Boris Strugatzki

Autor:Arkadi Strugatzki & Boris Strugatzki
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction, SF-Klassiker
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2019-07-08T00:00:00+00:00


7

KANDID

Das Dorf war merkwürdig. Als sie aus dem Wald traten und es unten im Talkessel liegen sahen, wurden sie gleich von dieser Stille erfasst. Eine solche Stille, dass sie sich nicht einmal darüber freuten. Das Dorf hatte die Form eines Dreiecks, und das große Feld, auf dem es stand, war ebenfalls dreieckig – eine weite, kahle Lehmfläche ohne einen Strauch, ohne einen einzigen Grashalm, so als wäre alles abgesengt und niedergestampft worden, eine dunkle Fläche, die von den zusammengewachsenen Kronen mächtiger Bäume überdeckt war.

»Das Dorf gefällt mir nicht«, sagte Nawa. »Hier hat es sicher keinen Sinn, nach Essen zu fragen. Was sollen sie an Essen haben, wenn es nicht einmal ein Feld gibt, nur den nackten Lehm? Bestimmt leben hier Jäger, die alle möglichen Tiere fangen und essen. Mir wird schon schlecht, wenn ich daran denke …«

»Vielleicht ist es das Dorf der Wirrköpfe?«, fragte Kandid. »Und das hier ist das Lehmfeld?«

»Nein, das Dorf der Wirrköpfe kann es nicht sein, denn das ist ein Dorf wie jedes andere auch, ein Dorf wie unser Dorf, nur dass eben Wirrköpfe drin wohnen … Aber dieses Dorf hier ist anders, es ist still, und Menschen sind auch nicht zu sehen, nicht einmal Kinder, obwohl die Kinder vielleicht schon schlafen … Aber warum man hier niemanden sieht, Schweiger? … Nein, lass uns lieber nicht in das Dorf gehen, es ist mir nicht geheuer …«

Die Sonne ging unter, und langsam legte sich die Dunkelheit über das Dorf. Es schien zwar vollkommen leer zu sein, machte aber keinen verlassenen oder verwahrlosten Eindruck, sondern wirkte nur leer, unwirklich, wie eine Dekoration. Ja, dachte Kandid, wir sollten wahrscheinlich nicht dort hingehen. Aber mir tun die Beine weh, und ein Dach über dem Kopf wäre jetzt sehr schön. Etwas essen. Und Nacht wird es auch … Den ganzen Tag irren wir im Wald umher, sogar Nawa ist müde geworden, hängt mir am Arm und lässt nicht mehr los.

»Na gut«, sagte er unsicher. »Wir gehen nicht hin.«

»So, dann gehen wir also nicht hin«, sagte Nawa. »Und wenn ich aber Hunger habe? Wie lange soll ich es eigentlich noch ohne Essen aushalten? Seit heute Morgen habe ich nichts gegessen … Und dann diese blöden Diebe … Weißt du, was für einen Hunger ich von der Lauferei bekommen habe? Komm, wir gehen ins Dorf, essen was, und wenn es uns dort nicht gefällt, gehen wir wieder. Die Nacht wird warm sein und trocken … Na los, worauf wartest du noch?«

Schon am Dorfrand wurden sie angesprochen. Neben dem ersten Häuschen, direkt auf der Erde, saß ein fast nackter Mensch. In der Dämmerung war er nur schwer zu erkennen; er verschmolz mit dem Boden, und Kandid sah nur seine Umrisse vor der hellen Wand.

»Wohin geht ihr?«, fragte der Mann mit schwacher Stimme.

»Wir müssen irgendwo übernachten«, antwortete Kandid. »Und morgen früh müssen wir zur Siedlung. Wir haben uns verirrt, sind vor den Dieben davongelaufen und haben uns verirrt.«

»Ihr habt also allein hierhergefunden?«, fragte der Mann leise. »Das ist nicht einfach, das habt ihr gut gemacht …



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