Die Schattenweberin by Monika Felten

Die Schattenweberin by Monika Felten

Autor:Monika Felten [Felten, Monika]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-02-12T23:00:00+00:00


Vhara lächelte zufrieden.

Neid und Missgunst unter den rivalisierenden Ajabani waren schon immer hilfreich gewesen, den Ehrgeiz der einzelnen Gruppen anzustacheln. Niemand hatte gewagt, es auszusprechen, aber sie hatte es in ihren Gesichtern gelesen: Jeder wollte das Gold für sich.

In ihrer Gier würden sie sich an Eifer gegenseitig überbieten, um einer Felis habhaft zu werden. Besser konnte es gar nicht laufen.

Wenn es Krieger gab, die diese Aufgabe meistern konnten, dann die Ajabani.

***

»Seht nur! Da hinten!« Beim Anbruch des zweiten Morgens, der auf den Sandsturm folgte, zügelte Abbas sein Pferd auf dem Kamm einer Sanddüne und deutete nach Norden. »Andaurien!« Erleichterung spiegelte sich in seinem Blick, als er sich zu Ajana umwandte, die einige Längen hinter ihm ritt.

»Wir haben es geschafft!«

»Wie kommst du darauf?« Ajana parierte ihre Schimmelstute neben Abbas und reckte sich im Sattel, um besser sehen zu können. »Ich kann nichts erkennen.«

»Da ist eine dunkle Linie am Horizont. Bäume, Sträucher, eine flache Hügelkette … irgendetwas. Aber eines ganz sicher: das Ende der Wüste.«

»Vielleicht ist es nur eine Luftspiegelung.« Ajana blieb skeptisch. Zu lange waren sie schon geritten, zu sehr hatte der Ritt an ihren Kräften gezehrt, und zu leidenschaftlich sehnte sie das Ende des Ritts herbei. Es war gut möglich, dass die Phantasie Abbas etwas vorgaukelte. »Lass uns noch ein Stück weiterreiten«, schlug sie vor. »Vielleicht kann ich es dann besser erkennen.«

»Ihr werdet sehen, dass ich Recht habe«, beharrte Abbas fast trotzig, schnalzte mit der Zunge und ritt, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, in die flache Senke hinab.

Ajana zögerte, ihm zu folgen. In der Hoffnung, eine Bestätigung für Abbas’ Beobachtung zu finden, spähte sie weiter angestrengt nach Norden. Da hörte sie einen gellenden Schrei.

Abbas?

Ein eisiger Schrecken durchfuhr sie. Sie wandte sich um, aber der Wunand war nirgends zu sehen.

»Abbas?« Ajana rief so laut sie konnte, erhielt aber keine Antwort.

Dann entdeckte sie ihn. Die Gewänder von Staub und Sand bedeckt, hockte er am Fuß der Senke. Von seinem Pferd fehlte jede Spur.

»Abbas?« Besorgt lenkte Ajana ihre Stute den Hang hinab. »Wo ist dein Pferd?«

»Bleib zurück!« Abbas’ Stimme bebte. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren. »Komm nicht herunter!«, warnte er. »Hier ist alles voller Treibsand.«

»Treibsand?« Eschrocken parierte Ajana ihre Stute. »Wo?«

»Überall!« Abbas deutete auf den scheinbar flachen Boden der Senke. »Ich … ich dummer Esel, habe mein Pferd mitten hinein gelenkt. Als ich es bemerkte, war es zu spät. Ich konnte gerade noch abspringen.« Er brach ab und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. »Ich … ich konnte nichts tun«, stammelte er sichtlich erschüttert von dem, was geschehen war. »Ich konnte es nicht halten. Es … es versank binnen weniger Augenblicke.«

»So schnell?« Ajana konnte nicht glauben, was sie da hörte. Abbas hatte eben noch neben ihr gestanden. Wie war das möglich? Sie hatte ihn doch nur kurz aus den Augen gelassen! Ajana schwang sich aus dem Sattel und führte ihre Stute am Zügel zurück auf den Kamm der Düne. Dann lief sie zu Abbas, legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter und sagte: »Mach dir keine Vorwürfe. Wir hätten beide tot sein können.



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