Die Rose von Byzanz by Julie Gordon

Die Rose von Byzanz by Julie Gordon

Autor:Julie Gordon
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-02-02T23:00:00+00:00


9. KAPITEL

Er ging mit forschen Schritten voraus.

Sie folgte ihm zögernd.

Ihre Gedanken überschlugen sich.

Was soll ich bloß tun?

Eines wusste sie. Sie würde sich ihm nicht ergeben. Nicht in dieser Nacht. Was morgen geschah, nun, das musste sie sehen. Sie hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, dass Eirik nicht Andronikos in jeder Disziplin überlegen sein könnte. Erst als Andronikos vorschlug, man könne doch das Spiel der Könige entscheiden lassen, hatte sie das erste Mal das Gefühl gehabt, einen Fehler zu machen.

Einen Fehler, der sie die Freiheit kosten könnte.

Und das Frankenmädchen könnte diesen Fehler mit dem Leben bezahlen.

Irene betrat hinter Andronikos seine Gemächer. Hier herrschte jener Prunk, den er so sehr liebte: vergoldete Ikonen, mit Edelsteinen besetzte Silberbecher, Seidenteppiche an den kalten Steinwänden und auf dem Mosaikfußboden. Rote Marmorsäulen flankierten eine große, wuchtige Bettstatt, auf der eine verschwenderische Masse Kissen und Decken darauf wartete, durcheinandergebracht zu werden.

Sie blieb an der Tür stehen.

„Ach, jetzt sei doch nicht so eine Mimose, kleine Schwester.“ Andronikos lief gut gelaunt hin und her, klingelte nach seinen Dienern, bestellte flüsternd Erfrischungen. „Du siehst aus, als wärst du ein Kaninchen, das den Biss der Schlange fürchtet.“

Nein. Nur eine arme Frau, die den Kuss des Mannes fürchtet, den sie nicht lieben darf.

Er trat zu ihr. Seine Hand griff nach ihrer, hob sie an seinen Mund. Doch verharrte er, über ihre Hand gebeugt, den Blick zu ihr nach oben gewandt. Sein Daumen strich über ihren Handrücken. Es kribbelte, es brannte, als hätte er sie mit Säure übergossen. Es schmerzte.

Aber sie zog die Hand nicht zurück. Sie wartete. Innerlich bebte sie, sehnte sich so sehr nach seiner Berührung. Sehnte sich nach seinen Küssen, die er ihr früher jede Nacht hatte zukommen lassen. Oh, er wusste allzu gut, was ihr gefiel.

„Ich habe lange auf diesen Moment gewartet“, flüsterte er. „Weißt du eigentlich, wie sehr es mich schmerzte, dich mit diesem räudigen Waräger zu sehen? Wie du dich lieber mit einem dreckigen Nordmann vergnügt hast und deinen heiligen Körper entweihtest, statt mit mir …?“

Sie antwortete nicht.

Seine Lippen berührten ihre Hand. Sie zuckte zurück, aber seine Hand hielt ihre Finger unnachgiebig fest, es schmerzte fast.

Wie alles. Alles, was mit dir zusammenhängt, schmerzt irgendwann.

Aber warum konnte sie ihn nicht vergessen? Warum stand sie in seinem Gemach und hatte gleichermaßen Angst und freute sich auf das, was sie erwartete?

Sie sollte gehen. Sofort. Sie sollte sich umdrehen und verschwinden. Schnell! Es war verboten, nicht nur das: Seine Liebe erdrückte sie. Zerstörte sie. Es hatte lange gedauert, bis sie in Eiriks Armen vergaß, dass sie mehr war als nur die Geliebte ihres Bruders.

Aber war sie denn mehr?

„Du hast doch nicht etwa Angst vor deinem eigenen Bruder?“

Spöttisch hob er seine Augenbrauen. Diese weichen, zarten Brauen, die sie so gerne gestreichelt hatte …

Irene wandte den Kopf ab. „Ich bin müde“, log sie.

„Dann lass uns Wein trinken. Hast du Hunger? Ich lasse uns etwas bringen. Komm, wir setzen uns und reden.“

Worüber willst du denn reden? Doch nicht über längst vergangene Zeiten?

„Weißt du noch? Als unser Vater starb, ließ er uns vorher zu sich rufen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.