Die Rache ist mein: Thriller (German Edition) by Jon Land

Autor:Jon Land [Land, Jon]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
veröffentlicht: 2014-06-12T22:00:00+00:00

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San Antonio, Gegenwart

Dylan und Luke saßen auf der Rückbank von Caitlins SUV und fuhren mit zum Krankenhaus. Die Taschen, die sie hatten packen müssen, lagen im Kofferraum. Luke blickte auf seinen Gameboy, aber ob er damit spielte, konnte Caitlin nicht sehen. Dylan starrte vor sich hin. Niemand sagte ein Wort.

Captain Tepper und ein weiterer Ranger fuhren vor und hinter Caitlins Wagen. Teppers Miene hatte sich weiter verfinstert, als er Masters erblickt hatte, doch Caitlin musste dem Captain zugutehalten, dass er sich einen Kommentar verbissen hatte. In diesem Zusammenhang erinnerte sie sich an eine der vielen Legenden rund um die Ranger, die ihr Großvater ihr immer erzählt hatte.

»In der Geschichte der Texas Ranger kam es immer wieder dazu, dass die Ranger das Gesetz für ihre Zwecke auslegen mussten«, sagte sie während der Fahrt in die Stille hinein. »Damit meine ich nicht, dass die Ranger sich an illegalen Sachen beteiligt haben. Aber es kam vor, dass sie sich zeitweilig mit Schurken zusammentaten, um noch schlimmere Schurken zu erwischen.«

Im Innenspiegel sah sie, dass beide Jungen in ihre Richtung blickten.

»Mein Granddad hat mir gern eine Story von den Rangern erzählt, die es mit Mexikanern aufnehmen mussten, weil sie an der Grenze für Unruhe sorgten. Ist lange her. Muss um 1920 gewesen sein, nach dem Ersten Weltkrieg. Die Ranger standen oft einer Überzahl gegenüber, denn zu der Zeit ritten sie noch mit ihren Pferden und hatten nur leichtes Gepäck dabei, Gewehre und Revolver, mehr nicht. Um diese Zeit schmuggelten Gangsterbanden schwarzgebrannten Whisky in Autos über die Grenze, bewacht von Männern mit Maschinenpistolen. Die Ranger rekrutierten diese Schützen, weil sie Unterstützung am Grenzverlauf brauchten. Die Schwarzbrenner hatten viel zu verlieren, also ließen sie sich auf die Zusammenarbeit mit den Rangers ein. Mein Granddad meinte, einige dieser Schmuggler seien als Deputys anerkannt worden. Jahre später fand man einen tot in einer Gasse in Chicago. Er trug immer noch das Abzeichen.«

Wieder warf sie einen Blick in den Innenspiegel und sah, dass die Jungs sie musterten. Luke hatte kein Interesse mehr an seinem Spiel, und Dylan blickte aufmerksam.

»Haben Sie vorher schon mal auf jemanden geschossen?«, wollte er wissen.

»Ja.«

»Und getötet?«

»Ja. Nicht, dass ich stolz darauf wäre.«

»Sind Sie stolz auf das, was Sie heute getan haben?«

»Nein.«

»Dachte ich mir.« Dylan stieß einen Seufzer aus und lehnte sich zurück, die Arme vor der Brust verschränkt. »Wieso nicht?«

»Weil ich zu spät gekommen bin, um deiner Mom das Leben zu retten.«

»Wie ist es, wenn man einen erschießt?«, fragte Dylan nach einer Pause.

Die Frage hatte er eigentlich Caitlin gestellt, aber die Antwort kam von Masters. »Fühlt sich gut an, wenn man verhindert, dass der andere dich selbst erschießt.«

»Wie viele haben Sie schon getötet?«

»War keiner darunter, der’s nicht verdient hätte. Sonst hätten sie mich erschossen.«

»Also viele?«

Caitlin sah, wie Masters sich auf dem Beifahrersitz nach hinten drehte und Dylan anschaute. Der Junge zuckte zusammen, weil er von all dem Chaos noch mitgenommen war. »Ob du nun einen oder einhundert getötet hast, tut nichts zur Sache. Wenn du in den Spiegel guckst und siehst, dass dich jemand anders anstarrt, dann hast du Grund zur Sorge.

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