Die Rache des Sidhe (German Edition) by Leann Porter

Die Rache des Sidhe (German Edition) by Leann Porter

Autor:Leann Porter [Porter, Leann]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: dead soft verlag
veröffentlicht: 2014-11-06T23:00:00+00:00


***

Es gelang Silvo nicht, Jorans Worte zu vergessen. Kein Abschiedskuss. Silvo saß zusammengesunken auf der schäbigen Matratze in seiner Schlafkammer und war trotz der bleiernen Müdigkeit in seinen Knochen viel zu unruhig, um sich schlafen zu legen. Obwohl sie sich erst vor wenigen Stunden getrennt hatten, schmerzte sein ganzer Körper vor Sehnsucht. Würde Joran wirklich ins ‚Einhorn‘ kommen? Silvo wünschte es sich so sehr. Er stellte sich vor, wie Joran wartend an einem der Holztische im ‚Einhorn‘ saß und wie sich bei Silvos Anblick dieses offene, ehrliche Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. Aber so würde es nicht sein. Er dachte bestimmt schon gar nicht mehr an die Verabredung. Eine Verabredung, die Silvo ganz sicher nicht einhalten wollte. Oder doch? Er konnte sich zumindest Gewissheit darüber verschaffen, dass Joran wirklich der feige Mistkerl war, für den er ihn hielt, um dann keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden. Entschlossen sprang Silvo auf. Auf der schmalen Stiege, die ins Badehaus führte, begegnete ihm zu seiner Überraschung Tine. „Willst du zu mir?“

Tine drückte sich an die Wand und sah durch pechschwarz getuschte Wimpern zu ihm auf. „Warst du schon bei Branka?“

„Nein, noch nicht. Rolfo hat mir ausgerichtet, dass sie mich erst morgen sehen will.“

Misstrauisch sah er in Tines dick geschminktes Gesicht. „Was ist los?“

Tine knetete den Stoff ihres Kleides zwischen den Händen und schien mit sich zu ringen. Endlich flüsterte sie kaum hörbar: „Sei vorsichtig, Silvo. Branka traut dir nicht mehr. Ich habe gehört, wie sie mit Rolfo geredet hat. Du hast so lange für deine letzten Botengänge gebraucht und dann hat sie noch etwas von fehlgeschlagenen Angriffen gesagt. Sie hat dich auf dem Kieker.“

Silvo musste sich auch an die Wand lehnen. Das war nicht gut. Er wusste, was es hieß, wenn Branka jemanden auf dem Kieker hatte. Sie würde ihn beschatten lassen. Rolfo war einer von ihren Handlangern, die im Badehaus auf nicht immer legale Weise für Ruhe und Ordnung sorgten. Er war dafür bekannt, Brankas Aufträge stets gründlich auszuführen.

Tine griff nach Silvos Hand und drückte sie kurz. „Du hast mir damals geholfen, als ich verletzt war. Darum hab ich dir das erzählt. Bitte pass auf dich auf.“

Bevor Silvo antworten konnte, huschte sie davon. Was nun? Konnte er es riskieren, dennoch zum ‚Einhorn‘ zu gehen? Branka durfte auf keinen Fall erfahren, dass er sich mit einem Weißen Reiter traf. Sie würde sofort zurecht vermuten, dass er den Reitern die Informationen zu den Überfällen zugespielt hatte. Branka mochte vieles sein, doch dumm bestimmt nicht. Aber Joran hatte gesagt, niemand könne ihn als Weißen Reiter erkennen. Silvo überlegte nicht länger. Er schlich sich aus dem Hinterausgang des Badehauses und sah sich unauffällig um, während er betont gelassen durch die nur von wenigen Laternen erhellten Straßen schlenderte. Was er tat, war dumm, aber er musste einfach wissen, ob Joran es ernst gemeint hatte.

Keine Spur von Verfolgern. Silvo fühlte sich mit jedem Schritt sicherer. Er wechselte ein paar Mal die Richtung und rannte mehrmals durch schmale Gassen. Nach etwa zehn dieser Manöver wagte er es, den Weg zum ‚Einhorn‘ einzuschlagen.



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