Die Raben by Bannerhed Tomas

Die Raben by Bannerhed Tomas

Autor:Bannerhed, Tomas [Bannerhed, Tomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: btb
veröffentlicht: 2015-08-02T16:00:00+00:00


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»Ich will schwimmen gehen!«, rief Göran strahlend, sprang von seinem Stuhl auf und schlang die Arme um Mutter. »Wann fahren wir?«

Sie zerzauste ihm die Haare, schielte unsicher zu Vater hinüber.

»Ich könnte mir auch vorstellen mitzukommen«, sagte ich.

Vater blieb stumm. Saß müde und käsig mit dem Wachstuchheft vor sich da und rührte im Kaffee, als wollte sich der Zucker niemals auflösen.

»Ich bleibe hier«, sagte er. »Ich habe ein bisschen was zu erledigen …«

»Alle müssen schwimmen gehen!«, rief Göran unschuldig. »Sonst macht es keinen Spaß.«

Mutter forschte in Vaters Gesicht, legte den Kopf schief und suchte seinen Blick. Ich fand, dass sie jetzt etwas Liebevolles hatte.

»Bist du wirklich sicher, dass du nicht mitkommen willst? Wir müssen ja nicht so lange bleiben.«

Er legte den Teelöffel weg und sah aus dem Fenster. Schlug die Schneidezähne in die Unterlippe, als müsse er sich beherrschen.

»Was heißt hier wollen. Ich weiß nicht, was es ist. Wenn es doch nur aufhören würde …«

Er warf ihr einen schweren Blick zu und wandte sich wieder ab, blinzelte in das grelle Sonnenlicht.

»Dann fahren die Jungen und ich ohne dich«, ließ sie nicht locker, »und du hockst hier heute Abend ganz allein?«

»Alle müssen schwimmen gehen!«, wiederholte Göran.

Vater streckte sich mit zittrigen Händen nach einem Umschlag, faltete einige Blätter auseinander und wollte, dass ich sie mir ansah: »Anleitung zur Montage eines Blitzableiters«.

»Ich habe guten Kupferdraht aufgetrieben, den du für die Dächer nehmen kannst«, sagte er, »und anschließend muss man die Fundamenterde verlegen. Dazu wird man von Hand um jedes einzelne Gebäude herumgraben müssen.«

Ich nickte überrumpelt.

»Du musst uns vor allem schützen«, sagte er.

Mutter setzte sich zu ihm, legte die Blätter fort und strich ihm einige Male über seinen hageren, haarigen Arm. Er schüttelte sie nicht ab.

»Du fandest es doch immer so schön, schwimmen zu fahren, sobald wir mit dem Heu fertig waren«, sagte sie flehend. »Das war doch das Beste im ganzen Jahr?«

Er fand eine halb gerauchte Zigarette in seiner Brusttasche und zündete sie an.

»Erinnerst du dich nicht mehr, Agne? Wie schön du es immer gefunden hast, dich in den See zu werfen, wenn das Heu eingefahren war?«

Er sah sie durch den Schlieren ziehenden Rauch lange an. Sein Mund stand halb offen.

»Ob ich mich erinnere?«, sagte er. »Ich vergesse doch nie etwas.«



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