Die Putzstelle by Pea Jung

Die Putzstelle by Pea Jung

Autor:Pea Jung [Jung, Pea]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-10T05:00:00+00:00


Meine Mutter Dagmar wohnt mit meinem Stiefvater Walter Probst in einem noblen Vorort. Das ist von mir zu Hause mit dem Auto nur etwa eine Stunde Fahrt entfernt.

In dem großen modernen Haus habe ich auch lange Zeit gelebt und jetzt werde ich wieder für eine Weile dort Unterschlupf suchen. Meine Mutter hat sich wirklich sehr über meinen Anruf gefreut und als sie mich am Telefon weinen hörte, hat sie sofort angeboten, dass ich kommen und so lange bleiben könne, wie ich es für nötig hielte.

Jetzt bin ich auf dem Weg zu ihr. Ich habe gepackt, als ginge ich auf Weltreise. Dennoch spricht nichts dagegen, dass ich hin und wieder in meiner Wohnung nach dem Rechten sehe.

An unserer Funkstille war hauptsächlich ich schuld. Damals, als pubertierende Jugendliche, habe ich es nicht verkraftet, dass meine Mutter, nachdem sie meinen Vater verlassen hatte, einen anderen Mann geheiratet hat. Noch dazu einen wesentlich jüngeren Mann als sie. Gestört hat mich auch ganz massiv, dass ich es nicht nur einmal mitbekam, wie der Mann meine Mutter gut hörbar vernascht hat.

Dabei war Walter im Grunde genommen ein richtig netter Mann, inzwischen 43 Jahre alt, immer braungebrannt und gutaussehend mit seinem schwarzen Haar und den altmodischen Koteletten.

Als er meine Mutter kennenlernte, war er gerade mit dem Medizinstudium fertig und ich habe ihm unterstellt, dass er lediglich hinter dem Geld meiner Mutter her war.

Heute ist er ein erfolgreicher Arzt und will demnächst eine eigene Privatklinik eröffnen. Das hat mir meine Mutter sofort stolz am Telefon erzählt, vielleicht auch, um mich von meinem Kummer abzulenken.

Ich freue mich, dass das Gartentor offensteht, und fahre direkt auf die kleine Parkbucht für Besucher. Da eilt auch schon meine Mutter auf mich zu. Ihr blondes Haar und die offene Bluse wehen im Wind. Sie sieht nicht aus wie 52. Ihre Figur ist weiblich und ihre Jeans betont die runden Hüften. Unter der Bluse trägt sie ein Top und keinen BH, wie ich feststelle. Dass sie sich das in ihrem Alter noch erlauben kann, finde ich bemerkenswert. Wenn ich schon nicht die blonden Haare von ihr geerbt habe, dann hoffentlich das gute Bindegewebe!

Ich steige aus dem Auto.

„Hallo“, ruft sie fröhlich. Wir umarmen uns nicht, weil wir beide nicht der Typ für solche Begrüßungen sind.

„Hallo, Mama“, lächle ich schüchtern.

„Ich habe mit Walter telefoniert. Er freut sich wirklich, dass du bei uns einziehst.“

„Vorübergehend, Mama. Ich will nicht dauerhaft bei euch wohnen.“

„Natürlich. Ich helfe dir mit dem Gepäck.“

Mein altes Kinderzimmer ist inzwischen zum Gästezimmer umfunktioniert worden. Welche Ironie des Schicksals, dass ich nun wieder dieses Zimmer bewohnen werde!

Meine Mutter lässt mich in Ruhe, was ich wirklich nett von ihr finde. Ich kann sie durch das Fenster sehen, wie sie im Garten an einigen Pflanzen herumschneidet. Sie wirkt glücklich und zufrieden.

Am späten Nachmittag kommt Walter mit dem Auto und meine Mutter geht ihm sofort entgegen. Die zwei vereinen sich zu einem innigen Begrüßungskuss. Beinahe neidisch betrachte ich das Geschehen und staune, dass ich dabei an meinen Mister Unbekannt denken muss.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Mama und Walter zu mir nach oben sehen.



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