Die Prinzen von Amber ( 5 Romane in einem Band ) by Roger Zelazny

Die Prinzen von Amber ( 5 Romane in einem Band ) by Roger Zelazny

Autor:Roger Zelazny [Roger Zelazny]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-12T23:00:00+00:00


5

Das Einhornwäldchen liegt in Arden, südwestlich des Kolvir in der Höhe des Felsvorsprungs, an dem das Land seinen Abstieg in das Garnath-Tal beginnt. Garnath selbst war in den letzten Jahren verflucht, verbrannt und erobert worden und hatte als Schauplatz schwerer Kämpfe herhalten müssen, doch die angrenzenden Hänge und Täler hatten sich ihre Schönheit bewahrt. Das Wäldchen, in dem Vater vor langer Zeit angeblich das Einhorn gesehen und jene seltsamen Erlebnisse gehabt hatte, die dazu führten, daß das Tier zum Schutzpatron Ambers und zum Wappentier wurde, lag unseres Wissens an einer Stelle, wo es sich nur gerade dem Panoramablick über das Garnath-Tal zur See entzog – zwanzig oder dreißig Schritte unter der Sichtlinie: ein asymmetrischer Hain, in dem aus einer Felsformation eine kleine Quelle entsprang, einen klaren Teich bildete und einen winzigen Bach speiste, der in Richtung Garnath talabwärts plätscherte.

Zu dieser Stelle ritten Gérard und ich am folgenden Tag. Wir brachen so früh auf, daß wir den Kolvir bereits halb hinabgeritten waren, als die Sonne die ersten Lichtstreifen über das Wasser schickte und schließlich mit voller Kraft den Himmel erhellte. In diesem Augenblick zügelte Gérard sein Pferd. Er stieg ab und bedeutete mir, ebenfalls abzusteigen.

Ich entsprach seinem Wunsch, ließ Star und das Packpferd neben seinem riesigen Schecken stehen und folgte ihm etwa ein Dutzend Schritte weit in eine kleine Senke, die zur Hälfte mit Kies gefüllt war. Er blieb stehen, und ich erreichte ihn.

»Was ist los?« fragte ich.

Er drehte sich um und sah mich an, und seine Augen waren zusammengekniffen, seine Wangenmuskeln verkrampft. Er öffnete seinen Mantel, faltete ihn zusammen und legte ihn auf den Boden. Dann legte er seinen Schwertgürtel oben auf den Mantel.

»Lege Mantel und Schwert ab«, sagte er. »Die sind uns nur im Weg.«

Ich begann zu ahnen, was mir bevorstand, und sagte mir, daß ich wohl oder übel mitmachen mußte. Ich faltete meinen Mantel zusammen, legte das Juwel des Geschicks neben Grayswandir und baute mich vor ihm auf. Ich sagte nur ein Wort.

»Warum?«

»Es ist lange her«, sagte er. »Vielleicht hast du´s vergessen.«

Langsam kam er auf mich zu, und ich streckte die Arme vor mir aus und wich zurück. Er hieb nicht nach mir. Früher war ich schneller gewesen als er. Wir hatten uns beide geduckt, und er machte ausholende Tatzenbewegungen mit der linken Hand, während er die rechte Hand näher am Körper behielt; seine Finger zuckten leicht.

Wenn ich mir für den Kampf gegen Gérard einen Ort hätte aussuchen dürfen, wäre meine Wahl nicht auf diese Stelle gefallen. Das wußte er natürlich genau. Und wenn ich schon mit Gérard kämpfen mußte, hätte ich keinen Ringkampf gewählt. Mit Klinge oder Stock bin ich besser als er. Jede Waffe, bei der es um Geschwindigkeit oder Strategie geht, jede Waffe, die es mir gestattete, ihn von Zeit zu Zeit zu treffen, während ich ihn mir ansonsten vom Leibe hielt, brachte mir die Möglichkeit, ihn zu ermüden, und die Chance immer energischerer Angriffe. Auch das war ihm natürlich bekannt. Deshalb hatte er mir ja diese Falle gestellt. Doch ich verstand Gérard und mußte mich nun auf seine Spielregeln einstellen.



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