Die Plantage - Teil 1 (German Edition) by Catherine Tarley

Die Plantage - Teil 1 (German Edition) by Catherine Tarley

Autor:Catherine Tarley [Tarley, Catherine]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2014-12-24T23:00:00+00:00


6.

Die Shaughnesseys lebten auf The Willows, einer Reisplantage flussabwärts kurz vor Borroughton am Plains River. Frank Shaughnessey war ein angesehener, bodenständiger und umgänglicher Mann, und er war ein alter Freund der Lorimers. Unter seinen Sklaven gab es Männer, die er zu Handwerkern für seine eigenen Bauvorhaben ausgebildet hatte und bei Bedarf auch als Leiharbeiter auf die umliegenden Plantagen entsandte. Antonia wollte ihn bitten, die notwendigen Reparaturen an ihrem Haus vorzunehmen, und ihm als Gegenleistung die Nutzung ihrer Indigopflanzungen anbieten.

Joshua hatte den Maultierwagen für sie angespannt. Während sie gemächlich dahinzockelte, dachte sie an ihre Kutschen, die unter Planen geschützt in der Remise auf bessere Zeiten warten mussten. Neben einer altmodischen Equipage und einem komfortablen Landauer stand dort auch ein Phaeton. Seit sie einmal ihre Cousine Elise Raleigh in einem solchen Gefährt auf der River Road schnell wie der Wind hatte vorübergleiten sehen, hatte sie davon geträumt, selber einen Sportwagen zu besitzen. Zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag hatte Henry ihr dann tatsächlich einen meergrünen Phaeton geschenkt. Es war ein verrückter Einfall gewesen, sie konnten sich den teuren Wagen mit dem entsprechenden Gespann eigentlich nicht leisten. Aber wie vollkommen selig war sie doch gewesen!

Am späten Vormittag bog sie von der Landstraße in einen von Radspuren gefurchten Weg, der an den Reisfeldern von The Willows vorbeiführte und nach anderthalb Meilen vor dem alten Farmhaus endete. Das Gebäude, umgeben von Balsamsträuchern und hohen Steineichen, wirkte auf kuriose Weise überladen. Ursprünglich im strengen Stil der ersten Kolonialzeit erbaut, hatte man nachträglich einen von Säulen getragenen antikisierenden Sims vor die niedrige Fassade gesetzt. Die Eingangsstufen waren zu einer breiten Freitreppe umgestaltet worden und die Fenster der oberen Etage zierten Schnitzwerk und Stuck.

Kaum stieg Antonia vom Wagen, öffnete sich die Haustür und ein Dutzend Kinder stürmte die Treppe herunter. Ihnen folgte Frank Shaughnessey, ein Mann so breit wie hoch, mit rotblondem Backenbart und kleinen blauen Augen, die freudig strahlten, als er durch den Schwarm seiner Söhne und Töchter auf die Besucherin zustampfte.

»Wie schön, Sie wieder einmal bei uns zu haben, Mrs. Lorimer. Kommen Sie herein, das Essen wird gerade aufgetragen.«

Bei den Shaughnesseys wurde immer gerade das Essen aufgetragen. Der Hausherr reichte Antonia galant den Arm und geleitete sie in das geräumige Speisezimmer. Mrs. Shaughnessey rauschte herein, eine Matrone in Volants und Spitzen, die Antonia wie eine Tochter an ihrer Seite Platz nehmen ließ.

Die unkomplizierte, von Herzen kommende Freundlichkeit der Shaughnesseys tat Antonia gut. Frank Shaughnessey war der Einzige unter ihren Nachbarn, der ihr nach Henrys Tod beigestanden hatte. Er hatte mit ihren Gläubigern verhandelt und sogar Bürgschaften übernommen, damit ihre Handlungsfreiheit erhalten blieb; dafür hatte sie ihm ein paar von ihren Feldern übertragen, die an The Willows grenzten.

Shaughnessey respektierte Antonias Lebensstil, ihre freiheitliche Weltanschauung. Selbst war er zwar weit davon entfernt, seine Sklaven freizulassen, aber auf seiner Plantage lebten die Schwarzen in anständigen Verhältnissen und besser als so manche der freien Pachtbauern. Und Shaughnessey sorgte dafür, dass seine Sklaven mit ihren Familien zusammenblieben. Vor allem führte ihr Weg nie ins gefürchtete Work House, das Zuchthaus von Charles Town, wo renitenten Sklaven die Regeln des Gehorsams mit der Peitsche in die Haut geschrieben wurden.



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