Die Pfaffin by Fanny Wibmer-Pedit

Die Pfaffin by Fanny Wibmer-Pedit

Autor:Fanny Wibmer-Pedit [Wibmer-Pedit, Fanny]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783709500309
Herausgeber: Ennsthaler Verlag
veröffentlicht: 2015-09-05T16:00:00+00:00


* * *

»O Elend, Elend«, sinnt der Veit Kramer vor sich hin, weil abends einmal beim Oberrader in der Rauchkuchl die Leut’ voll bleicher Schrecken herumsitzen. Der Mentl Perger, des Veit Kramer ehemaligen Nachbars Sohn aus dem Defreggental, hat eine neue, unsinnige Schandmär dahergebracht. Er kommt vom Salzburgischen: Dort sein einmal alle Teufl los. Dreimal bekreuzigt sich der Mentl, schaut ganz stier ins matte Licht der Tschürfe, und kalte Schauer schütteln seinen hagern Leib.

»Wir sein nit sicher, auf Weg und Steg nit, in der Kammer nit, in der Kirchen nit! In der frömmsten Kreatur kann ein schiecher Hexenunflat stecken.«

»Bist ein Narr, bist reif für die Tremmlkammer!« schreit ihn der Oberrader an. Der Kunde könnt’ ihm gestohlen werden, der hat ja Würmer im Kopf.

»Tremmlkammer, hehehe, geh nur außi ins Salzburger Landgericht, das ist keine Tremmlkammer, aber des Herrgotts Windmühl’ ist draußen! Dort werden die Teufl gesiebt auf blutiger Folter. Dort schraufen sie den Zauberjakl aufs Streckbrett. Der erste Drahner reißt einen mit, der zweite Drahner bringt den nächsten, beim dritten Drahner kannst es selber sein! Wessen Gewissen ist rein in einer Welt voll Unflat und gottesschänderischer Verwirrung!«

Der Mentl Perger steht mitten in der Rauchkuchl, seine Arm’ sind erhoben wie dürre, schwankende Äst’ im Wind. Das stille Licht der Tschürfe schleicht ihm bloß bis ins bleiche, verzerrte Gesicht; das aber leuchtet und geistert aus dem Dunkel heraus. Alle sind stumm und starr.

Da geht des Veit Kramer ruhige Stimme durch die atemlos beklommene Stille. »Weiß gar nit, ob die Folter das Rechte ist, eine verirrte Seel’ aufzurichten. Weiß gar nit, unser Herre hat alles in Liebe geschlicht’t.«

»Hat er nit Pech und Schwefl regnen lassen, han?« kreischt der Mentl Perger auf.

»Wohl, wohl hat er Pech und Schwefl regnen lassen, ehvor er seinen heiligsten Sohn noch nit zum Erlösungswerk ausgeschickt hat«, sagt der Veit Kramer in einer herztiefen Friedsamkeit und streicht für den Fütterer ein großmächtig Pechpflaster, weil der sich das Kreuz verrissen hat. Der Veit ist der einzige in der Rauchkuchl, der noch seiner Arbeit anhängt. Die andern feiern und starren den Mentl Perger an. Die Emerenz hat auch die Händ’ im Schoß und kann kein Auge ablassen von dem Unheilsmensch’. »Sag mir einen gueten Bannspruch drüber wider das Reißen und Beißen, sonsten gib i di für die Salzburger Tremmlkammer an!« schreit der Knecht großmäulig herüber, aber auch grad nur, um den Schreck’ zu scheuchen, der alle befallen hat, etwan ihn nicht minder als die anderen.

»Das Pech da braucht kein’ Spruch und keine Forml, das wirkt in der Kraft alleine, die ihm von Gott geben ist«, sagt der Veit Kramer ernst und abweisig.

»Spruch und Forml und Pflastern und Salbadern, Vieh krümpen und verkehren, so fangen sie alle an und hören bei Rad und Galgen auf!« reckt sich der Mentl Perger wie ein blutiges Schwert in den kaum erkämpften Frieden hinein.

Der Emerenz aber steigt die bitterste Galle auf und sie redet sich schier in die Hitzen; das Starre hat sie von sich geschüttelt wie einen bösen Bann: »Ihr selber malt allweil die Teufel an die



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