Die Pestheilerin: Roman (German Edition) by Kari Köster-Lösche

Die Pestheilerin: Roman (German Edition) by Kari Köster-Lösche

Autor:Kari Köster-Lösche [Köster-Lösche, Kari]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426555088
Herausgeber: Droemer eBook
veröffentlicht: 2014-10-19T04:00:00+00:00


Als Arinna sich zum Krankensaal aufmachte, wusste sie schon gar nicht mehr, was sie gegessen hatte. Die Mitteilung war vor allem deswegen beunruhigend, weil sie sie überhaupt erhalten hatte. Jemand – vielleicht Petronila, vielleicht ihr Gewährsmann – musste der Meinung sein, dass es bei dem Tod der schwatzhaften Geliebten nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Und möglicherweise war sie auch eine Warnung an andere redselige Helferinnen.

Wer mochte der Geliebte sein? Dieser Frà Landolfo, von dem de Ayala hatte sprechen hören? Allerdings war ihr im ganzen Ordenshaus bisher kein Bruder dieses Namens begegnet.

Arinna nahm sich fest vor, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Vor allem kamen vertrauliche Gespräche am Krankenbett nicht mehr in Frage. Die Akustik des Hauses funktionierte in einer Weise, die sie nicht verstand. Sie musste auch den Aragonesen warnen.

Der Saal war jetzt bis auf das letzte Bett besetzt, die Zahl der Kranken hatte erschreckend zugenommen. Es waren lauter Neue, deren matte Blicke auf ihr liegenblieben, als sie den Gang entlangschritt.

Als sie aber hinter die Vorhänge des Bettes von Rodrigo Lopez de Ayala schaute, war es leer und frisch bezogen. Bestürzt starrte sie hinein.

Er war nicht mehr da.

Am liebsten hätte sie sich hinter die bunten Stoffbahnen gesetzt und ihren Tränen freien Lauf gelassen. Er war der Einzige gewesen, mit dem sie ernsthaft hatte reden können. Ihre Meinung war ihm wichtig gewesen, und sie hatte nicht wie gegenüber Hertwig jedes ihrer Worte abwägen müssen. Derwische statt tanzende Mönche! Nur: Das allein war es ja gar nicht. Jetzt erst verstand sie, dass ihre Gefühle für ihn weit über Sympathie hinausgingen.

Aber er hatte ganz offensichtlich keine Gefühle für sie. Sie war für ihn ein netter Zeitvertreib auf einem langweiligen Krankenlager gewesen. Wenn es mehr gewesen wäre, hätte er sich wenigstens von ihr verabschiedet.

Irgendwie erreichte sie ihren Verschlag unter der Treppe. Später wusste sie selber nicht, wie sie dorthin gekommen war. Trotzdem wälzte sie sich die ganze Nacht schlaflos auf ihrem Sack herum.



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