Die Pest in Salzburg by Leopold Öhler
Autor:Leopold Öhler
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Anton Pustet
veröffentlicht: 2013-11-15T00:00:00+00:00
Flucht
Das älteste Mittel der Menschheit, einer drohenden und nicht abwendbaren Gefahr für das eigene Leben zu entgehen, war und ist die Flucht. Bereits im Altertum wurde die rechtzeitige Flucht von dem griechischen Arzt Galen (131–200 n. Chr.) als wirksame Möglichkeit, einer Seuche zu entgehen, mit den Worten empfohlen 'cito longe fugas et tarde redeas' (Fliehe schnell weit weg und kehre erst spät zurück). Dieser Ratschlag ging an Menschen, die sich in ein noch nicht befallenes Gebiet zurückziehen konnten, wo eine 'gute Luft' herrschte. Jakob Hornstein behandelt in seinem Buch Sterbensflucht, das er 1593 Jacob Fugger widmete, die Beweggründe, unter denen eine Flucht moralisch entschuldbar wäre, und wer vor einer Pest nicht fliehen dürfe. Flucht an sich wäre nicht unrecht, wenn man sonst Schaden nähme. In einer befallenen Stadt hätten hingegen jene zu verbleiben, 'welche gemeynen Diensten und Emptern vorstehen und verwesen und deren Absentia unnd Abwesen dem gemaynen Nutz und Volckh zu Schaden und Nachtheil erfolgen'. Dazu zählt er Geistliche, alle Hochschul-Bediensteten, Collegia und Versammlungen, Ordenspersonen in Klöstern und auch jene, die umb einen gebührenden Lohn und Wartgeld arbeiten, wie geschworene (vereidigte) Doktoren, (Wund-)Ärzte, Apotheker, Pflege- und Dienstpersonen. Als unchristliches Verhalten brandmarkt er das fliehender Seelsorger, aber auch von Amtsleuten und Statthaltern.
In seiner Chronik berichtet Dückher, dass 1571 aus Salzburg 'vermöglich Leut anderst wohin gewichen, dass also die stadt Saltzburg schier gantz öd worden'. Auch in Hallein sollten sich nach einer Anweisung des Hofrates vom 4. Oktober 1634 148 die noch gesunden Angehörigen von Kranken, die daheim behandelt wurden, auf das Land begeben. Die jeweiligen Salzburger Landesherren brachten sich und ihren Hofstaat ebenfalls im Verlauf mehrerer Pestepidemien in Sicherheit, wobei nicht nur die Sorge um die persönliche Gesundheit eine Rolle gespielt haben dürfte, sondern auch die Sorge um das Wohl des Erzstiftes. Denn Sedisvakanzen zogen häufig nicht nur innere Unruhen und Zwistigkeiten nach sich, sondern brachten nicht selten Konflikte mit den Nachbarn.
1454 flüchtete Erzbischof Sigmund I. von Volkersdorf (1452–1461) mit seinem Hofstaat nach Hallein, 1495 verließ der Domprobst Leonhard von Keutschach wegen der Pest die Stadt und blieb bis zum April 1496 in Friesach; auch seine Wahl zum Erzbischof und die mögliche Entgegennahme der päpstlichen Bestätigung mit dem Pallium im November 1495 konnte ihn nicht zu einer früheren Rückkehr und damit zu seiner Weihe bewegen. Sein Nachfolger Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1519–1540) verließ ebenfalls von Juli 1521 bis Februar 1522 wegen einer heftigen Pestepidemie die Stadt. Der nächste Landesherr Salzburgs, Administrator Herzog Ernst von Bayern (1540–1554), zog sich im Herbst 1553 nach Hallein zurück, wohl weit genug weg, um sicher zu sein, und nahe genug, um jederzeit eingreifen zu können. Während der Pestepidemie vom Mai 1571 bis April 1572 wich Erzbischof Johann Jacob von Kuen-Belasy (1560–1586) in die Stadt Mühldorf aus, die damals von der Seuche verschont geblieben war und von wo er die Regierungsgeschäfte betrieb. Schließlich flüchtete auch Erzbischof Graf Paris von Lodron (1619–1653) mit seinem Hofstaat vor der Pest im Jahr 1625.
Bei den späteren Pestepidemien wird nicht mehr über ein Ausweichen des erzbischöflichen Hofes in auswärtige Orte berichtet.
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