Die Ordre des Grafen von Guise by Nataly von Eschstruth

Die Ordre des Grafen von Guise by Nataly von Eschstruth

Autor:Nataly von Eschstruth [Eschstruth, Nataly von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-05-26T00:00:00+00:00


* * *

Die Sonne des achtzehnten Oktobers war gesunken. An dem grossen Wachtfeuer neben der Tabaksmühle sass Napoleon auf einem hölzernen Stuhl, die Hände lagen im Schoss, das Haupt war tief zur Brust gesunken. Er schlief.

Seine Generale und Offiziere umstanden ihn lautlos — keiner wagte es, einen Traum zu stören, welcher dem geschlagenen Kaiser vielleicht noch einmal Frankreichs nie gesunkenes Ruhmesbanner zu Sieg und Ehre voranflattern liess.

Da schlug eine feindliche Granate in das Wachtfeuer und zerstreute die Feuerbrände.

Napoleon schrak empor und starrte in die Finsternis. Es war Nacht geworden — Nacht. Es zuckte und arbeitete in seinem eisernen Gesicht. Es sollte noch kein Sonnenuntergang dem stolzen Frankreich drohen. Er befahl, das Feuer frisch zu fachen.

Es geschah.

Sinnend stand er an Murats Seite und blickte in die neu aufprasselnde Glut. Warum soll er nicht die gesenkte Fackel des Krieges frisch an ihr entzünden und die Scharte auswetzen, welche dieser Tage in das Schild des Unbesiegbaren geschlagen?

Dieses Feuer deucht ihm plötzlich ein Bild der Zukunft, erlosch es auch momentan, bedarf es nur eines Winks seiner gewaltigen Hand, um es neu zu entfachen.

Da sprengt eine Ordonnanz herzu. Kapitän Montfort. Erst jetzt gelang es ihm, seinem Kaiser den Degen mit der Ordre des Grafen Guise zurückzubringen.

Napoleons Gesicht verdüstert sich, als er den Brief abermals in der Hand hält, von welchem er so Vieles, Grosses, alles erhoffte.

Zu spät, sein Unstern steht ihm zu Häupten.

Dennoch bewahrt er die Kaltblütigkeit, belohnt den mutigen Überbringer des Briefes und wendet sich abermals zu dem Feuer, mit verschränkten Armen, düster sinnend hineinzustarren.

Das Feuer brennt heller und heller auf — das ist ein gutes Zeichen. Soll er dem Glück noch einmal vertrauen? Soll er noch einen Versuch machen, diesen Brief in die Hände des Kaisers Franz zu spielen?

Da zischt und pfeift es durch die Luft — eine zweite Granate schlägt in das Feuer und löscht das erst teilweise brennende völlig aus.

Regungslos steht Napoleon. Murat will ihn zurückreissen — er schüttelt finster das Haupt. Ein Feuerbrand flackert noch einmal matt auf. Der Kaiser neigt sich und legt einen Brief darauf — es flammt, das Papier windet und krümmt sich wie im Kampf gegen das Verderben — dann sinkt es in Asche zusammen. — Die Ordre des Grafen Guise existierte nicht mehr.

Nacht war und blieb es — Nacht. — Napoleon warf sich auf sein Pferd und ritt langsam mit Murat und seinem Gefolge in die finstere Zukunft hinein.



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