Die Maschen der Frauen by Kate Jacobs

Die Maschen der Frauen by Kate Jacobs

Autor:Kate Jacobs [Jacobs, Kate]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-01-27T16:00:00+00:00


14. Kapitel

Bestimmt kommt irgendwann der Tag, an dem man sich damit abfindet, dachte Cat. Dann nämlich, wenn das Schlechte Routine geworden ist und einem gar nicht mehr auffällt. Aber dieser Moment schien sich ihr zu entziehen. Sie fühlte sich nach wie vor durch jede gemeine Bemerkung ihres Ehemannes verletzt. Ihr Hass auf ihn war so groß, dass sie sich in der Fantasie einen scheußlichen Tod nach dem anderen für ihn ausmalte.

Sie hätte schon vor langer Zeit gehen sollen, als sie noch eine Chance hatte – auf eine Karriere, eine andere Ehe, Kinder. Siebenunddreißig ist vielleicht nicht alt, wenn man sein eigenes Leben lebt, aber Cat hatte ihres schon vor vielen Jahren aufgegeben. Sie war fast dreißig, als sie sich von ihren Eltern den Vorwurf gefallen lassen musste, dass sie nicht bei jedem Problem zu ihnen laufen konnte. Als sie in den ersten Monaten ihrer Ehe weinend bei ihnen anrief, reagierten ihre Eltern mit der Abgeklärtheit eines alten Ehepaares: Cat war in ihren Augen eine hysterische junge Frau, überreizt und nicht wirklich reif für die Ehe. Wenn sie von den Beleidigungen und der emotionalen Zurückweisung durch Adam – und der gesamten Phillips-Familie – gewusst hätten, würden sie ihrer Tochter sicher Hilfe angeboten, sie zu Hause willkommen geheißen und ermutigt haben, ihren Doktor in Kunstgeschichte zu machen. Aber Cat konnte es ihnen nicht mehr sagen. Sie hatte die beiden längst beerdigt, nach dem tödlichen Zusammenstoß mit einem betrunkenen Autofahrer. Und sie war doch bestens versorgt, oder? An Geld mangelte es ihr wahrlich nicht. Das mussten die beiden jedenfalls angenommen haben. In ihrem Testament hatten sie den ganzen Besitz ihren Geschwistern vermacht, an Cat gingen nur ein paar Möbelstücke und der Verlobungsring ihrer Mutter. Nichts, womit sie sich heimlich nachts davonstehlen und ein neues Leben beginnen konnte.

Stattdessen wurde ihr eine deutliche Lektion erteilt: Sie war ganz allein. Unterstützung war etwas Vergängliches, abhängig vom Wohlwollen des Gebers. Es gab niemanden, an den sie sich wenden, keinen Ort, an den sie gehen konnte, es sei denn, sie wäre bereit, sich ganz allein durchzuschlagen.

Cat hatte versucht sich einzureden, sie könne all seine kleinen Demütigungen ertragen – seine One-Night-Stands und Techtelmechtel (Adam war ein Mann, der einen ganzen Harem zur Befriedigung seines Egos – und bestimmter, wesentlich kleinerer Teile seines Körpers – brauchte) als Gegenleistung für die goldene Kredit- und nicht limitierte Kundenkarte bei Bergdorfs. Jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher. Aber ein Elternhaus existierte nicht mehr, ihre Geschwister führten alle längst ihr eigenes Leben, sie hatte keine Berufserfahrung und wusste, dass Adam bei einer Scheidung dafür sorgen würde, dass sie keinen Cent bekäme.

Und dann passierte das Unglaubliche. Sie hatte an jenem Tag beim Hautarzt gesessen und diesen Artikel über ein Wollgeschäft und dessen ungewöhnliche, alleinerziehende Inhaberin gelesen, die es aus dem Nichts aufgebaut hatte. Der Name war ihr förmlich entgegengesprungen, wie der kaum hörbare Ruf aus einer Welt, die sie längst aufgegeben hatte. In der sie noch sie selbst gewesen war.

Die aber existierte. Aber was hatte sie sich von diesem Wiedersehen eigentlich versprochen?



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