Die Magd von Fairbourne Hall by Klassen Julie

Die Magd von Fairbourne Hall by Klassen Julie

Autor:Klassen, Julie [Klassen, Julie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-27T16:00:00+00:00


Margaret legte zwei Finger auf ihre Lippen, auf denen sie noch immer Nathaniels Kuss spürte. Ein Fingerpaar war gar nicht so anders als ein Lippenpaar, überlegte sie, doch irgendwie fühlte sich der Druck ihrer früher so weichen, jetzt so rauen Finger ganz und gar nicht an wie seine Lippen – fest und weich zugleich und umrahmt von kratzigen Barthaaren auf Kinn und Wangen. Schon der Gedanke daran ließ sie die süße, berauschende Spannung, den schnellen Herzschlag, das Chaos von Gedanken und Gefühlen von Neuem erleben. So etwas hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht empfunden und sie fragte sich, woran das lag.

Margaret war schon geküsst worden. Sie dachte an Marcus Bentons erzwungenen Kuss, der noch gar nicht so lange zurücklag, an seine Finger, die sich in die zarte Haut ihrer Oberarme bohrten. Doch diese Berührung hatte nur Widerwillen, Zorn und Angst in ihr geweckt … nicht die träumerische Sehnsucht, die sie jetzt empfand, diese schmachtenden Glieder und Gedanken. Marcusʼ Umarmung hatte sie am liebsten vergessen wollen. Nathaniels Berührung wollte sie bewahren und immer wieder durchleben. Sie schalt sich, dass sie töricht war; schließlich hatte er nicht gewusst, was er tat. Wenn er gewusst hätte, dass sie es war, wirklich sie, hätte er sie nie geküsst und mit solcher Leidenschaft festgehalten. Doch er hatte geträumt, dass er sie küsste – bedeutete das denn nicht etwas … etwas ganz Wunderbares? Sie hatte geglaubt, alles, was er je für sie empfunden hatte, abgetötet zu haben – aber vielleicht hatte sie sich ja geirrt.

Wie anders würde sie empfinden, wenn sie glauben müsste, dass Nathaniel Upchurch versuchte hatte, Nora zu küssen, das hilflose Hausmädchen. Sie dachte an Lewisʼ Flirten und Marcusʼ unverblümte Verführung von Mädchen, die wussten, dass sie keine Wahl hatten. Nathaniel Upchurch sah seine Hausmädchen kaum an, geschweige denn flirtete er mit ihnen. Das war ihr zugutegekommen, denn er hatte sie nie genau genug angeschaut, um sie zu erkennen.

Sie fragte sich, wie es wohl war, Nathaniel zu küssen, wenn er wach war. Sie bezweifelte, dass sie das je erfahren würde. Denn in wachem Zustand und bei vollem Verstand würde Nathaniel Up­church einzig und allein seine Frau mit so ungezügelter Leidenschaft küssen. Sie hatte ihre Chance gehabt, seine Frau zu werden, und hatte sie zurückgewiesen, hatte ihn zurückgewiesen – eine Entscheidung, die sie bitterlich zu bereuen begann.



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