Die Mühlen des Todes by Andrea Gerecke

Die Mühlen des Todes by Andrea Gerecke

Autor:Andrea Gerecke [Andrea Gerecke]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: CW Niemeyer Buchverlage GmbH
veröffentlicht: 2015-04-18T16:00:00+00:00


Dreierlei

Als die Flammen hochschlugen, erleuchteten sie mit einem Mal die Dunkelheit und ließen lange Schatten in der Umgebung entstehen. Knisternd fraßen sie sich durch das trockene Holz und leckten am Mauerwerk. Die Natur vermochte innezuhalten, so still war die Nacht ganz plötzlich, bis auf diese ganz speziellen Geräusche. Kein Tier schien sich zu bewegen, die Baumwipfel verharrten in scheinbarer Reglosigkeit. Selbst die Weser im Hintergrund floss nur lautlos dahin und der Wind hielt den Atem an.

An einem der Mühlenflügel, oberhalb des Walls, hing eine Gestalt, offensichtlich gefesselt ans Holz, mit derben Tauen. Auch hier kein Ton und nur absolute Starre. Bis, ja bis das Feuer auch hierher geklettert war und den Menschen in Besitz nahm. Der schien plötzlich zu erwachen, zuckte mit dem Körper, doch die Fesselung lockerte sich nicht, sondern schien nur fester zu werden. Das Opfer schickte seine gellenden Schreie gen Himmel. Doch von dort kam keine Hilfe.

Jetzt arbeitete sich das Feuer Stück um Stück vorwärts, von den Haaren auf dem Kopf, über die Haut im Gesicht, auf die Kleidung überspringend. Hin und her, her und hin. Die markerschütternden Hilferufe gingen in ein ersticktes Röcheln über. Jetzt schien die Figur in der Umarmung des lodernden Feuers fast zu tanzen. Fast nur . . . Im Hintergrund ertönten mit einem Mal die Sirenen der Feuerwehr.

Alexander hatte nicht schlafen können. Unruhig lief er durch das Haus. Seine Gedanken kreisten um seine Familie, um die laufende Scheidung, um die Kinder, vor allem um seine Große, bis sie bei Janine verharrten. In dem Moment klingelte sein Handy und er musste etwas genauer hinhören, ehe er einordnen konnte, wo es lag. Vorhin, ja, da hatte er es bei sich gehabt, als er sich noch etwas zu trinken holte. Die Mineralwasserflasche hatte er in einem Zug geleert und sie dann zu dem anderen Leergut gestellt. Küche also. Genau dort lag das Handy und vibrierte ausdauernd. Auf dem Kühlschrank. Toller Platz, dachte Alexander bei sich. Ich werde wohl langsam auch vergesslich. Er griff nach dem Telefon und betätigte die Annahmetaste, nachdem er die Dienststelle als Anrufer erkannt hatte.

„Ja, hallo! Was gibt´s?“, erkundigte er sich.

„Die Feuerwehr ist gerade zu einem Mühlenbrand ausgerückt!“

„Das wäre nun aber noch kein Anlass, mich zu informieren“, rutschte es Alexander heraus und er biss sich auf die Zunge. Nein, er wollte doch nicht immer so raschmit seinen Urteilen und Äußerungen sein. Damit verletzte er die Leute. Im Prinzip war ihm das schon klar.

„Ich würde wohl kaum anrufen, wenn es nicht einen entsprechenden Anlass gäbe“, erklang es auch etwas verschnupft von der anderen Seite.

„Na klar. Tut mir leid. Ich bin wohl noch nicht ganz munter“, log Alexander und lief ins Arbeitszimmer, um sich schon einmal einen Stift und einen Notizzettel zu besorgen.

„Was ist also los?“

„Am Brandort gibt es einen Leichenfund. Sie sollen sich ebenfalls einfinden. Die Staatsanwaltschaft und die Spurensicherung sind schon informiert. Ansonsten ist vor Ort alles erstmal mit den dortigen Einsatzkräften abgesichert.“

Alexander ließ sich die Adresse geben. Als das Stichwort Mühle fiel, zuckte er zusammen, sparte sich aber einen weiteren Kommentar.



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