Die Möwe Jonathan by Bach Richard
Autor:Bach, Richard [Bach, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Taschenbuchverlag
veröffentlicht: 1972-07-23T16:00:00+00:00
Dritter Teil
Jonathan kreiste langsam über den fernen Klippen und sah aufmerksam n die Höhe. Dieser widerborstige junge Fletcher war ein Flugschüler, wie man ihn sich besser nicht wünschen konnte.
Er war leicht und kräftig und flink in der Luft, aber weit wichtiger war, daà er nichts sehnlicher wünschte, als richtig fliegen zu lernen.
Da tauchte er auf, ein verwischter grauer Fleck im sausenden Sturzflug. Er schoà an seinem Lehrer vorbei, zog dann unvermittelt wieder hoch zu einem neuen Versuch mit einer vertikalen langsamen Rolle mit sechzehn Umdrehungen.
Er zählte die Umdrehungen laut mit. «acht...neun...zehn...Jonathan, Jonathan. die Geschwindigkeit reicht nicht aus... elf...ich will-kurze-scharfe-Stops-wie- du...zwölf...verdammt-ich-krieg's-nicht-hin...dreizehn...noch...dreizehn...vierzehn...aaakk!»
Die letzte Drehung schlug durch seinen Ãrger und seine Wut über das Versagen völlig fehl. Fletcher kippte nach hinten um, taumelte, trudelte, warf sich wutentbrannt in einen einwärts drehenden Kreiselflug und fing sich endlich krächzend einige hundert Meter unterhalb von seinem Lehrer ab.
«Du vergeudest deine Zeit mit mir, Jonathan! Ich bin zu dumm! Ich bin ein Idiot! So oft ich es auch probiere, ich kriege es nicht hin!»
Jonathan blickte zu ihm hinab und nickte. «Du wirst es bestimmt nicht schaffen, so lange du so hart hochziehst. Du verlierst zu viel Geschwindigkeit, bevor du die Rolle beginnst. Du muÃt weicher sein, Fletcher! Energisch, aber nicht krampfhaft! Denk daran.» Er senkte sich zu der jungen Möwe hinab. «Versuchen wir es gemeinsam, in Formation. Achte genau auf das Hochziehen. Man muà weich und leicht hineingehen.»
Drei Monate waren vergangen. Jonathan hatte inzwischen sechs weitere Schüler, lauter AuÃenseiter, die aus Freude am Fliegen neugierig waren auf die seltsamen neuen Ideen. Freilich war es für sie leichter, die hohe Kunst zu erlernen, als die Idee zu erfassen, die dahinterstand.
«In jeder einzelnen von uns ist in Wahrheit das Ideal der GroÃen Möwe, die unbegrenzte Idee der Freiheit», erklärte Jonathan ihnen abends auf dem Strand wieder und wieder. «Der Präzisionsflug ist nur ein Schritt weiter in der Darstellung unserer wahren Natur. Wir müssen alle Begrenzung hinter uns lassen. Deshalb üben wir Spitzengeschwindigkeiten, Langsamflug und Flugakrobatik...» ...und seine Schüler schliefen dabei ein, erschöpft vom Tagespensum. Sie liebten ihre Ãbungsstunden, die aufregenden Geschwindigkeiten, die ihren Hunger nach mehr Können von Stunde zu Stunde erhöhten. Aber nicht einer von ihnen konnte glauben, daà der Gedankenflug ebenso Reales sei wie die Bewegung ihrer Schwingen, die sie durch die Lüfte trugen.
«Der ganze Körper ist von einer Flügelspitze zur anderen nichts anderes als Gedanke» sagte Jonathan. «Geist in sichtbarer Gestalt. Durchbrecht die Beschränktheit eures Denkens, und ihr zerbrecht damit auch die Fesseln des Körpers...» Aber was er ihnen auch sagte, es klang nur wie wunderschöne Phantasien, die sie angenehm einschläferten.
Nach einem Monat erklärte Jonathan, die Zeit sei reif, um zum Schwarm zurückzukehren. «Wir sind noch nicht so weit!» sagte die Möwe Henry. «Man will uns da nicht haben. Wir sind ausgestoÃen. Wir wollen uns nicht aufdrängen, wo man uns nicht haben will»
«Wir sind frei, wir können fliegen, wohin wir wollen, und sein, was wir sind», erwiderte Jonathan. Er hob sich vom Sand ab und wandte sich gen Osten zu den Heimatgründen des Schwarmes. Seine Schüler zauderten.
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