Die Liebe und ich by Einwohlt Ilona

Autor:Einwohlt, Ilona [Einwohlt, Ilona]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
veröffentlicht: 2014-05-16T16:00:00+00:00

Gedankenverloren starre ich auf das Foto. Dann stehe ich auf, hole meine Schere aus meiner Schreibtischschublade und zerschnippele das Bild Stück für Stück, sorgfältig und gründlich, wie es nun mal meine Art ist. Ich, Sina Rosenmüller, werde nie wieder einen Jungen mit Würstchen füttern. Und in einer Hollywoodschaukel schon mal gar nicht.

DRITTES KAPITEL,

IN DEM SINA DIE LIEBE VON EINER GANZ ANDEREN SEITE KENNENLERNT

Oh Baby, Baby, balla balla

Der Winter findet in diesem Jahr ebenso wenig ein Ende wie meine Gefühlsgeschichte mit Yannis: Den ganzen Januar über schneit es wie bei Frau Holle, dann taut alles zu grauer Matsche, Ende Februar sinkt das Thermometer noch mal für vier Tage auf eine Rekordtiefe von minus acht Grad, danach schneit es wieder, dann wieder Tauwetter, kurzum: Die Welt um mich herum ist alles andere als bunt und fröhlich. Tagtäglich schleppe ich mich durch die Schule. Irgendwie überstehe ich die Klausuren, ernte trotz Mega-Liebeskummer ein ziemlich gutes Halbjahreszeugnis. Eine Woche vor Ostern packt mich dann noch eine ordentliche Erkältung, und obwohl ich nicht wie Leon mit 39 °C Fieber darniederliege, verschanze ich mich auf meinem Zimmer und denke zum hundertmillionsten Mal über mich und Yannis nach. Auch, wenn ich längst kapiert habe, dass zwischen uns Schluss ist und wir nie mehr die Freunde werden können, die wir einmal waren. Und auch, wenn ich die Enttäuschung berücksichtige und die Wut, die ich dann auf ihn hatte, habe ich ihn in einer Ecke meines Herzens irgendwie immer noch sehr lieb. Nach außen hin hat sich zwar alles normalisiert und wir reden auch wieder miteinander; alle denken, wir hätten im gegenseitigen Einvernehmen Schluss gemacht. Doch der Stich in meinem Herz verrät mir jedes Mal, wenn ich ihn sehe, dass es noch lange nicht vorbei ist …

Richtig los geht es dagegen mit der Mathe-AG: Dank unserer Intensiv-Forschungen zum Thema Chip-Design haben wir gute Aussichten, den Wettbewerb zu gewinnen. Meint Herr Asselmeyer. Meine Wahrscheinlichkeitsrechnung sieht diesbezüglich zwar anders aus, aber damit stehe ich sowieso auf Kriegsfuß … Außerdem habe ich es geschafft, wieder mit Kleo regelmäßig zum Basketballtraining zu gehen. „Come on, girl“, hat die Leineweber erfreut gerufen und mir zum Dank gleich eine Hundertereinheit Skippings aufgedrückt. So langsam bekomme ich wieder meine alte athletische Sina-Figur zurück, was sich ganz gut anfühlt, weil ich ohne diese Nugat-Kilos viel beweglicher bin. Und ich habe Milli ins Gewissen geredet und ihr endlich (na ja, zum hundertsten Mal!) die Augen wegen Marco und dieser Tussi geöffnet, aber scheinbar will sie davon nichts wissen und sich gerne betrügen lassen. Sie ist der festen Überzeugung, dass sie allein nur mit Marco glücklich werden kann. Dann muss sie eben als Dauerprinzessin leben und auf den Erlösungskuss von ihrem Traumprinzen warten – mir wäre das zu blöd, echt!

Noch etwas habe ich gemacht: Ich war beim angesagtesten Friseur unserer Stadt – Bill. Der ist zwar hoffnungslos schwul und lispelt, wenn er spricht. Dafür erzählt er die witzigsten Transengeschichten, die du jemals gehört hast, und ist der Stylingexperte schlechthin. Normalerweise habe ich ja echt was gegen Klischees und finde Vorurteile gegenüber Schwulen und Transen sexistisch und nicht pc.

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