Die Letzte Fahrt Der Chancellor by Verne Jules

Die Letzte Fahrt Der Chancellor by Verne Jules

Autor:Verne, Jules [Verne, Jules]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jules Verne: Die Chancellor
Google: n0MsOgAACAAJ
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2007-01-14T23:00:00+00:00


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»Was wollen Sie, Meister«, antwortet einer der Matrosen, ich glaube, O’Ready.

»Habt Ihr die Jolle dort?«

»Nein, Meister.«

»Nun, dann ist sie also weggeschwemmt worden.«

In der Tat hängt die Jolle nicht mehr am Bugspriet, fast gleichzeitig gewahrt man aber auch das Verschwun-densein Mr. Kears, Silas Huntlys und dreier Leute von der Mannschaft, eines Schotten und zweier Engländer.

Jetzt wird mir der Gegenstand der gestrigen Unterhaltung zwischen Kear und dem Ex-Kapitän klar. In der Befürchtung, daß die ›Chancellor‹ noch vor Fertigstel-lung des Floßes untergehen könne, sind sie übereingekommen, zu fliehen, und haben drei Matrosen durch Geld bestochen, sich des kleinen Boots zu bemächtigen.

Auch über den schwarzen Punkt, den ich vergangene Nacht vorübergehend sah, geht mir nun ein Licht auf.

Der Elende hat seine Frau im Stich gelassen! Der un-würdige Kapitän sein Schiff ! Sie haben uns die Jolle gestohlen, das einzige noch übriggebliebene Boot.

»Fünf Gerettete!« sagt der Bootsmann.

»Fünf Verlorene!« antwortet der alte Ire.

Wirklich gibt der Zustand des Meeres O’Readys Worten am meisten recht.

Wir sind nur noch 22 an Bord. Wie weit wird sich diese Zahl noch vermindern?

Bei Bekanntwerden jener feigen Flucht und des die-162

bischen Schurkenstreichs macht sich die Stimmung der Mannschaft in einem Schwall von Flüchen über die Entflohenen Luft, und wenn der Zufall sie an Bord zu-rückführen sollte, würden sie ihren Verrat schwer zu büßen haben!

Ich halte es für geraten, Mrs. Kear die Flucht ihres Mannes zu verheimlichen. Die bedauernswerte Frau wird vom Fieber furchtbar geschüttelt, gegen das wir völlig machtlos dastehen, weil das Schiff so schnell gesunken ist, daß auch die Arzneikiste nicht zu retten war.

Und wenn wir auch Arzneimittel gehabt hätten, welchen Erfolg hätten sie bei dem Zustand, in dem sich Mrs. Kear tatsächlich befand, wohl noch erzielen können?

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Fortsetzung 6. Dezember. – Die ›Chancellor‹ wird jetzt im Wasser nicht mehr ganz im Gleichgewicht gehalten, und sie droht allmählich unterzugehen.

Glücklicherweise soll das Floß noch diesen Abend fertig werden, und man wird sich darauf einrichten können, wenn Robert Kurtis es nicht vorzieht, damit bis zum Tagesanbruch zu warten. Der Unterbau ist sehr fest ausgeführt. Seine Balken sind mit starken Tauen verbunden, und da sie kreuzweise übereinander liegen, erhebt sich das Ganze etwa um 2 Fuß über das Wasser.

Die Plattform ist aus Planken der Schanzkleidung 163

hergestellt, die die Wellen abgerissen haben und die man geschickt verwendet hat. Schon im Lauf des Nachmittags beginnt man, es mit allem, was an Lebensmitteln, Segelwerk, Instrumenten und Werkzeugen gerettet worden ist, zu beladen. Eile tut not, denn der Mastkorb des Mittelmastes ragt nur noch 10 Fuß über das Meer empor, und vom Bugspriet ist nur noch die äußerste schief aufsteigende Spitze sichtbar. Ich würde mich sehr wundern, wenn der morgige Tag nicht der letzte der

›Chancellor‹ wäre!

Und in welchem moralischen Zustand befinden wir uns nun? Ich suche mir klarzuwerden über mein eigenes Innere, und es scheint mir, daß ich mehr zu einer unbewußten Teilnahmlosigkeit hinneige, als zu dem Gefühl der Ergebung. Mr. Letourneur lebt ganz in seinem Sohn, der seinerseits wieder nur an den Vater denkt. André zeigt übrigens eine mutige, würdige, christliche Resignation, die ich nicht besser als mit derjenigen Miss Herbeys zu vergleichen vermag.



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