Die Leopardin by Chadwick Elizabeth

Die Leopardin by Chadwick Elizabeth

Autor:Chadwick Elizabeth [Elizabeth, Chadwick]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-02-11T05:00:00+00:00


In einem Zelt auf dem Gelände des Palastes vom Salisbury begutachtete Olwen ihr Kostüm und schätzte die Wirkung ab, die es auf die Männer an Stephens Hof ausüben würde, wenn sie ihren Tanz vorführte. Das mit Münzen behangene Stirnband, die goldenen byzantinischen Ohrringe, der aus Goldfaden gewirkte Gürtel, mit Lapislazuli und Kristallen besetzt, darunter weite Röcke in drei verschiedenen Blauschattierungen …

In Shrewsbury hatte sie sich einer Gauklertruppe angeschlossen, die auf dem Weg nach Salisbury gewesen war, in der Hoffnung, für das Weihnachtsfest an den Hof engagiert zu werden, den König und seine Gäste unterhalten zu dürfen. Nachdem sie dem Leiter der Kompanie bewiesen hatte, daß ihre Tanzkünste die wildesten Träume aller Männer übertraf, war sie aufgenommen worden. Ein Gaukler versuchte mit ihrer Hilfe seine eigenen Träume zu verwirklichen. Aber da zückte sie ihren Dolch, um klarzustellen, sie habe sich nur zu der Truppe gesellt, weil die Reise nach Salisbury für eine alleinstehende Frau zu gefährlich sei. Außerdem betonte sie, durch ihre Mitgliedschaft würden sich die Chancen der Kompanie, am Hof auftreten zu können, beträchtlich steigern. Alfred, der Leiter, war ein ruhiger, praktisch veranlagter Mann, der ihr beigepflichtet hatte, hauptsächlich in eigenem Interesse.

Wie in Antiochien blickte Olwen im trüben Licht in einen Spiegelsplitter, umrahmte ihre Augen mit Kajal und färbte die Lippen rot. Aaliz und Jehanne, Alfreds Frau und Tochter, stimmten ihre Lauten. Leise summte Jehanne eine Melodie vor sich hin. Vor dem Zelt übte Alfred mit seinen Söhnen verschiedene Kunststücke. Ein kleiner Hund im buntscheckigen Hofnarrenkostüm sprang übermütig zwischen ihnen umher.

»Was werdet Ihr nach dem heutigen Abend tun?« fragte Aaliz neugierig, legte die Laute beiseite und begann ihr glänzendes schwarzes Haar zu kämmen. »Werdet Ihr bei uns bleiben?«

»Je nachdem.« Olwens Antwort war fast unverständlich, weil sie gerade sorgfältig ihre geöffneten, straff gespannten Lippen bemalte. »Ich hoffe, am Hof einen Gönner zu finden.«

Nicht zum erstenmal bestaunte Aaliz die Verwandlung, die kunstvoll aufgetragene Schminke bewirken konnte. Olwens blonde Schönheit hatte schwüle, exotische Züge angenommen, und sie glich einer leuchtenden Nachtblume, deren berauschender Duft unzählige Motten anlockte.

»Tatsächlich?« Aaliz lachte. »Dann will ich Euch einen Rat geben. König Stephen liebt seine Königin, und sie wird es keiner Tänzerin gestatten, nach der Krone zu greifen.«

»Das weiß ich«, entgegnete Olwen kühl. »Auf den König habe ich's ja gar nicht abgesehen.«

»Auf wen denn sonst?«

Olwen zuckte nur die Schultern, um der Frau zu bedeuten, das gehe sie nichts an, und widmete sich wieder ihrer Toilette.

Die Lippen zusammengepreßt, wandte Aaliz sich ab. Freundliche Annäherungsversuche wurden ignoriert oder zurückgewiesen. Gelegentlich gab sich Olwen liebenswürdig, je nach Lust und Laune. Obwohl sich Olwens Mitgliedschaft bei der Truppe bereits in klingender Münze ausgezahlt hatte – sollte sie sich demnächst verabschieden, würde ihr die Frau des Leiters keine Träne nachweinen.

Olwen strich mit einem winzigen, rußgeschwärzten Bürstchen über ihre Wimpern. Triumphierend stellte sie sich vor, wie sie abends vor dem König und seinen Rittern tanzen und allen den Kopf verdrehen würde. Die aussichtsreichsten Bewerber um ihre Gunst – die Grafen Chester, Huntingdon und Leicester – waren gewiß keine besseren Liebhaber als Renard, aber ihre Macht würde als Aphrodisiakum von anderer Art dienen.



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