Die Lachsfischerin by Aronen Eeva-Kaarina

Die Lachsfischerin by Aronen Eeva-Kaarina

Autor:Aronen, Eeva-Kaarina [Aronen, Eeva-Kaarina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2014-01-06T23:00:00+00:00


Im Haus des reichen Homanen gingen unter dem aufkommen Wind allmählich die Lichter aus. Es war die Zeit des Tages, an die Maria sich immer gern erinnerte: Als ihre Mutter und ihre Großmutter noch lebten, verbrachten sie gemeinsam das Dunkelmunkeln, die Zeit zwischen Tageslicht und Finsternis, bevor die Dämmerung so dicht wird, dass man das Licht anzünden muss.

Das Dunkelmunkeln war magisch – dann saßen zwei Frauen und ein kleines Mädchen wortlos da oder hatten sich, in Gedanken versunken, lang ausgestreckt. Die Uhr an der Wand tickte gleichmäßig. Manchmal fiel im Zimmer hier und da ein einzelner Satz, aber eigentlich ging es darum, zu schweigen, zu ruhen und zu warten, dass das Dunkel tief genug wurde. Dann stand schließlich jemand auf und zündete Lampen und Kerzen an. In der Dämmerung für sich und doch zusammen, ich glaubte, für immer und ewig zusammen, dachte Maria, während sie den von Wasser und Schnee nassen Rock auszog und sich auf den Rand des schmalen Betts in der Kammer setzte. Und jetzt bin nur noch ich übrig …

Die Rückkehr vom Stillwasser hatte Kraft gekostet, obgleich der Weg kurz war. Der warme Tag hatte die Schneedecke nass werden lassen, und jeder der drei war auf der mühsamen Tour den Kivakka hinauf einmal bis zum Bauch in einer nachgebenden Scheewehe versunken.

Ein Kameradschaftsgefühl ist zwischen uns dreien nicht entstanden, abgesehen von dem kurzen Mittagsmahl am Feuer, wunderte sich Maria. Wir haben Fische gefangen, der Tag ließ wirklich nichts zu wünschen übrig, und doch war irgendwo ein großes Loch.

Noch deutlicher als am Abend zuvor hatte sie bemerkt, wie reserviert Anton Semjonowitsch sich Jaakko Kuisma gegenüber benahm, obgleich er versuchte, das durch künstliche Ausbrüche von Fröhlichkeit zu verdecken. Kuisma wiederum scherte sich anscheinend nicht sonderlich um die Stimmungslage seiner beiden Gefährten. Mal war er völlig in seine Fischerei vertieft und dann geschäftig und wortkarg, dann wieder für einen Moment ein sprühend witziger Gesellschafter. Es war, als hätte es die vergangene Nacht gar nicht gegeben – sollte er nun doch schüchtern sein, überlegte Maria.

Ausflüge zum Fischen verliefen durchaus nicht immer paradiesisch. Hatte sie doch schon so manches Mal in zerstrittener Gesellschaft gefischt. Im Gespräch mit Herman erinnerte Maria sich oft an die beiden Adligen, einen Engländer und einen Schotten, die sich gegen Ende des Tages an der Niskakoski-Stromschnelle fast zu Handgreiflichkeiten hatten hinreißen lassen, weil sie in allem unterschiedlicher Auffassung waren, angefangen von der Wahl des Hakens bis hin zur Politik Großbritanniens in Schottland.

»I dare say, oh I dare indeed«, hatte der zarte Engländer ein wenig gelispelt, wenn er sich aufregte, und der rotgesichtige, untersetzte Schotte hatte ihn angestarrt und nachgeäfft: »You do, don’t you? Why don’t you have a try!«

Schließlich war der erzürnte Engländer in sein Zelt gegangen und hatte sich geweigert, herauszukommen. Nur sein Flachmann war klirrend gegen den Rand des Silberkorkens gestoßen. »Von jetzt an hat das Wort Lachslord für mich eine ganz eigene Bedeutung«, hatte Maria zu Hause geprustet.

Doch hier war es um etwas anderes gegangen. Es war, als schmerzte irgendwo ständig ein kranker Zahn, gar nicht



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