Die Kunst der Benennung by Michael Ohl
Autor:Michael Ohl [Ohl, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Matthes Seitz Berlin Verlag
veröffentlicht: 2015-05-12T16:00:00+00:00
14.
Teil des skelettierten Holotypus von Serranus goliath Peters, 1855. Der Name ist ein Synonym von Epinephelus lanceolatus (Bloch, 1790), einem sehr großen Zackenbarsch des Indopazifik.
»Ich benenne diesen Käfer nach meiner lieben Frau …«
Kapitel 6
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Telegrafie als Übermittlung von codierten Zeichen und Buchstaben mittels Elektrizität technisch so weit ausgereift, dass daran gedacht werden konnte, mit ihrer Hilfe Informationen über weite Strecken zu übermitteln. Während in Deutschland Carl August von Steinheil 1836 noch mit Distanzen von fünf Kilometern experimentierte, begannen englische Ingenieure und Wissenschaftler ab 1850 systematisch mit dem Aufbau einer Kabelverbindung zwischen Großbritannien und den USA. Das Verlegen eines 4500 Kilometer langen Kabels war eine der größten technischen Herausforderungen seiner Zeit, denn es war nicht nur ein außerordentlich teures und aufwändiges Verfahren, sondern zudem noch völlig ungewiss, ob elektrische Signale über derart gewaltige Distanzen übertragen werden konnten. Nach zwei Fehlversuchen gelang es 1858, ein Kabel zwischen Irland und Neufundland zu verlegen. Eine Weltsensation! Trotz einiger Schwierigkeiten konnten im August 1858 die britische Königin Viktoria und der amerikanische Präsident James Buchanan Glückwunschtelegramme austauschen.
Aber leider erfüllte das erste Transatlantikkabel die großen Erwartungen letztlich doch nicht ganz. Das nur 103 Wörter umfassende Grußtelegramm von Königin Viktoria benötigte fast sechzehn Stunden von der irischen Telegrafenstation zu ihrer neufundländischen Gegenstelle. Bereits einen Monat nach der Inbetriebnahme versagte das Kabel endgültig, wahrscheinlich aufgrund der beschädigten Kabelummantelung, die den leitenden Kern des Kabels ungeschützt der zerstörerischen Kraft des Meerwassers aussetzte. Nach weiteren kostenintensiven und aufwändigen Versuchen sollte es bis 1866 dauern, dass eine dauerhafte Telegrafenleitung zwischen Irland und Neufundland aufgebaut werden konnte.
Der Erfolg einer derart gewagten Unternehmung hing von vielen Faktoren ab. Einer davon waren die zu diesem Zeitpunkt noch wenig bekannten chemischen und physikalischen Bedingungen in großer Wassertiefe. Auch die Beschaffenheit des Meeresbodens war noch wenig erforscht, und so wurde von der britischen Admiralität 1857 die H.M.S. Cyclops unter dem Kommando von Joseph Dayman eingesetzt, entlang der geplanten Kabeltrasse, dem sogenannten Telegrafenplateau, den Meeresboden des Nordatlantik zu beproben und zu vermessen. Die Cyclops nahm zahlreiche Schlammproben, die dem Zoologen Thomas Henry Huxley zugeschickt wurden, um in ihnen etwaiges tierisches Leben nachzuweisen und zu beschreiben. Dayman selbst überwachte die Untersuchung der Proben und machte dabei eine bemerkenswerte Beobachtung. In seinem 1858 veröffentlichten Bericht über die Ergebnisse der Erkundung des Telegrafenplateaus wies er darauf hin, dass sich in nahezu allen Schlammproben auffällige runde Plättchen mikroskopischer Dimension befänden, die sich in Säuren lösen ließen und zweifelsfrei nicht organischer Natur seien. Dayman nannte diese winzigen Körper Coccolithe. Vor diesem Hintergrund nahm sich Huxley des Nordatlantikschlamms an.
Thomas Henry Huxley war einer der führenden Biologen des 19. Jahrhunderts. Er war ein talentierter Redner und Schreiber und trat mit Nachdruck für die Evolutionstheorie Charles Darwins ein, was ihm den Spitznamen »Darwins Bulldogge« einbrachte. Der gerade 21-jährige Huxley nahm ab 1846 als Schiffsarzt an der vier Jahre dauernden Forschungsreise der H.M.S. Rattlesnake nach Neuguinea und Australien teil, die er zu ausgedehnten meereskundlichen Untersuchungen nutzte. Neben seinem öffentlich ausgetragenen Konflikt mit Samuel Wilberforce, Bischof von Oxford, insbesondere über
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