Die Kreuzfahrerin by Stefan Nowicki

Die Kreuzfahrerin by Stefan Nowicki

Autor:Stefan Nowicki [Nowicki, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historisch, 11. Jahrhundert, Kreuzzug, Abenteuer, starke Frau, Jerusalem
ISBN: 978-3-95520-388-7
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2013-09-19T16:00:00+00:00


Regensburg,

4. Mai 1096

Ursula wurde von Stimmen geweckt. Es war bereits hell, und einige Leute waren unterwegs. Hilde hatte angefangen, in den Überresten des Hauses nach Dingen zu suchen, die vielleicht noch zu retten wären. Auch im Haus des Nachbarn stöberten Leute umher. Ursula stand auf und schaute zwischen den Sachen nach, ob sie auch etwas zum Essen dabei war. Sie fand den Sack mit Getreide und machte sich daran, einen Brei zu kochen. Hilde kam hin und wieder zurück und brachte Sachen, die nicht Opfer der Flammen geworden waren. Schließlich blieb sie bei Ursula stehen. „Es hat keinen Sinn mehr. Viel ist nicht übriggeblieben. Aber wir haben mehr als das eigene Leben.“ Ihre typische Art, bei allem einen Scherz zu finden, kam wieder durch, auch wenn das, was sie sagte, etwas zynisch klang.

Während die beiden Frauen ihren Brei löffelten, kam der Kerl, mit dem Ursula zusammen gewesen war. Ohne Gruß begann er gleich zu erzählen: „Die Stadtwache hat einen großen Teil der Pilger aus der Stadt gedrängt. Die Juden sind alle im Fluss getauft worden und durften in ihre Häuser zurückkehren. Im Judenviertel ist viel geplündert worden. Ich habe mit einem der Bekreuzigten gesprochen. Sie haben schon in einigen anderen Städten gewütet. Dort soll es den Juden aber noch schlechter ergangen sein, und sie wurden alle erschlagen. Die Worte des Einsiedlers haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Überall in der Stadt packen Leute ihre Sachen, verkaufen ihr Hab und Gut und heften sich ein Kreuz an die Brust. Viele machen jetzt gute Geschäfte. Ich habe mir selber heute Morgen ein Brot gekauft und konnte es für den vierfachen Preis an einen Pilger verkaufen, obwohl ich schon davon abgebissen hatte.“ Er grinste. Als er merkte, dass er mit seinem Bericht die Frauen nicht aufheitern konnte, bot er schließlich seine Hilfe an. „Ich kann euch einen Karren besorgen, auf den ihr eure Sachen laden könnt. Ihr wollt ja nicht hier hockenbleiben, oder?“ Hilde fand, das sei eine gute Idee. Der Kerl machte sich auf den Weg, und Ursula sah Hilde fragend an. „Hilde, was sollen wir jetzt machen?“

„Nun, auf jeden Fall nicht die Hände in den Schoß legen. Nein Ursula, ich weiß auch nicht recht. Bleib du hier und pass auf, ich gehe runter in die Fischersiedlung und schau, ob ich irgendeine Bleibe für uns finde. Hier“, sie drückte Ursula ihren Wanderstab in die Hand, „wenn sich jemand auch nur näher als einen Schritt an unsere Sachen oder an dich wagt, hau ihn hiermit so kräftig, wie du nur kannst.“ Die großen Augen, die Ursula daraufhin machte, brachten Hilde schon wieder beinahe zum Lachen.

Ursula blieb alleine zurück. In ihrem Kopf ging es drunter und drüber. „Bin ich an alledem Schuld?“, fragte sie sich. „Gott will es. Was will er? Ist es Gottes Wille, dass dieses Kind zerschmettert wurde? Ist es sein Wille, dem jungen Leben von Adele ein so schreckliches Ende zu setzen? Was sollen Hilde und ich nun tun? Was will Gott von uns? Will er uns strafen? Sollen wir auch das Kreuz nehmen und, um unsere Schuld zu sühnen, nach Jerusalem ziehen?“ Jerusalem.



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