Die Knickerbocker Bande - 50 - Der Schrei der goldenen Schlange by Thomas Brezina

Die Knickerbocker Bande - 50 - Der Schrei der goldenen Schlange by Thomas Brezina

Autor:Thomas Brezina [Brezina, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-14T16:00:00+00:00


Die Wahrheit über Onkel Harry

„Die blauen Schatullen, aber schnell!“, hörte er eine Stimme verlangen.

Axel stutzte.

„Tempo! Sonst wird einer deiner Freunde gleich große Schmerzen haben!“, drohte man ihm.

Der Knickerbocker leuchtete den Raum ab, in dem sich Stöße von Pappkartons stapelten. Nur an der Stirnseite befand sich ein kleines Holzregal, in dem nebeneinander mehrere flache Schatullen lagen. Alle waren mit blauem Samt überzogen.

„Wird’s bald! Wie lange muss ich noch warten?“, kam es von draußen.

„Ich … ich komme schon!“, antwortete Axel krächzend. Was erwartete ihn, wenn er den Tresor verließ?

Als er die erste Schatulle in die Hand nahm, konnte er nicht widerstehen. Er klappte sie auf und leuchtete hinein. Eingebettet in weiße Seide funkelte ihm ein herzförmig geschliffener Edelstein entgegen. Im Licht der Taschenlampe strahlte er in allen Farben. Ein Feuerwerk schien von ihm auszugehen.

Man brauchte kein Kenner zu sein, um zu wissen, dass es sich um einen äußerst kostbaren Stein handeln musste.

Schritte knirschten und Poppi schrie auf.

„Deine Zeit ist um! Meine Geduld hat Grenzen!“, brüllte der Mann vor dem Tresor.

„Ich … ich komme schon!“, rief Axel schnell. Er klappte die Schatulle zu, stapelte die anderen darauf und zwängte sich durch den Spalt ins Zimmer.

Er hatte sich nicht verhört. Die Stimme gehörte dem Butler. James hielt eine Pistole in der einen und Poppi mit der anderen Hand. Sein Gesicht war wutverzerrt, alle Würde verschwunden.

Grob stieß er Poppi zu Boden und riss Axel den Schatullenstapel aus der Hand.

„Keiner bewegt sich vom Fleck, sonst gibt es eine Katastrophe!“, drohte er. James sah Axel an und hatte eine Idee. „Du kommst mit! Dann werden deine Freunde und Sterling die Finger vom Telefon lassen.“

„Aber …“ Axel wich zurück.

„Mitkommen!“, befahl James. Seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte. „Und die Hände auf den Hinterkopf! Abmarsch!“

Gehorsam verschränkte Axel die Hände hinter seinem Kopf und warf den anderen einen Hilfe suchenden Blick zu. Doch seine Knickerbocker-Freunde konnten nichts unternehmen, ohne ihn zu gefährden. Verzweifelt mussten sie mitansehen, wie Axel von James aus dem Zimmer getrieben wurde.

Sekunden später wurde ein Wagen gestartet und die Einfahrt hinunter gelenkt.

Onkel Harry verließ die Kraft. Er ruderte mit den Armen durch die Luft, und Lilo und Dominik konnten ihn gerade noch auffangen und zu seinem Schreibtischstuhl schaffen. Mit einem langen Stöhnen sank er hinein. „Der Junge ist in Lebensgefahr, und es ist meine Schuld!“, jammerte er.

Lilo, Dominik und Poppi hatten schreckliche Angst um Axel.

„Ich habe es geahnt. Ich hätte nicht so lange den Mund halten dürfen!“, ärgerte sich Lieselotte.

„Was hast du geahnt?“, fragte Dominik.

„James hat gelogen. Kein Mensch ist vier Stunden ohnmächtig, wenn er eins auf den Kopf bekommt. Er hat das nur vorgespielt – die Gelegenheit genutzt, den Tresor zu knacken.“

Poppi schüttelte den Kopf. Nie im Leben hätte sie das dem klapprigen Butler zugetraut.

Lilo hatte noch einen Verdacht: „Ich glaube, James hat sich hier bei Ihnen eingeschlichen, weil er etwas von der goldenen Schlange weiß.“

Onkel Harry blickte sie mit glasigen Augen an. „Goldene Schlange?“

Poppi berichtete ihm in Stichworten, was sie und ihre Freunde in den vergangenen Tagen erlebt und herausgefunden hatten.



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