Die Klasse ist für Petra by Marie Louise Fischer
Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-03-30T00:00:00+00:00
Die drei steckten tatsächlich ihre Nasen in die Luft und taten so, als wenn es überhaupt keine Mädchen auf der Welt gäbe. Trotzdem fanden sie auf einmal keinen Unterhaltungsstoff mehr und unwillkürlich lauschten sie auf das Mädchengeschwätz in ihrem Rücken.
„Der große Schwarze“, sagte eine, „das ist der Eberhard Bäumler. Der hat schon mal von seiner Schwester Prügel gekriegt.“ Die anderen lachten und kicherten daraufhin, als wenn sie platzen wollten.
Petra faßte Eberhard Bäumlers Handgelenk mit hartem Griff, um zu verhindern, daß er sich umdrehte. „Tu so, als wenn du gar nichts gehört hättest!“ flüsterte sie ihm zu.
Eberhard war rot und blaß geworden, aber er folgte Petras Rat.
„Der Karl Kratky ist ein großer Streber“, hörten sie es hinter sich tuscheln. „Aber im Turnen ist er eine Null … stellt euch vor, er hat Angst vorm Kopfsprung!“
Das stimmte nun wirklich nicht, Petra wußte es ganz genau. Sie mußte ja viermal in der Woche zusehen, wie die Jungens sprangen und tauchten, und Karl Kratky war nicht grade der Beste dabei, aber Angst hatte er nie gezeigt.
Karl lächelte nur verächtlich. „Blöde Ziegen“, sagte er.
„Der Kleine mit den blonden Locken ist süß“, tuschelten die Mädchen, nicht übermäßig leise, weiter.
Petra wußte sofort, daß sie jetzt aufs Korn genommen wurde, und unwillkürlich bekam sie einen roten Kopf.
„Der mit der Stupsnase? Der wohnt in unserem Haus“, sagte ein anderes Mädchen — natürlich war es Evelyn Mayerhof. „Und ich kann euch sagen, der ist frech, aber goldig. Mich hat er sogar schon mal ins Kino eingeladen!“
Plötzlich waren Petras gute Vorsätze vergessen. „Das ist nicht wahr!“ schrie sie und wandte sich um.
Die Mädchen kreischten auf und wichen unwillkürlich zurück. Für Karl und Eberhard war Petras Wutschrei das Signal gewesen. Sie stürzten sich auf die Schülerinnen, Petra zögerte keinen Augenblick mehr, mitzumachen. Sie packte Evelyn Mayerhof an den Zöpfen. Karl entriß ihr ihre Schulmappe und warf sie weit in einen Vorgarten. Den anderen Mädchen ging es nicht besser. Bücher und Hefte flogen in den Dreck. Den Mädchen verging das Kichern. Sie kreischten und schimpften wie die Rohrspatzen.
Petra und ihre beiden Freunde nahmen ihre eigenen Sachen wieder auf und gingen davon.
„Hei, das hat wohlgetan“, sagte Karl Kratky aufatmend.
Eberhard Bäumler schnaufte noch immer vor Wut.
„Junge, denen haben wir es mal gegeben“, sagte Petra befriedigt.
Alle drei waren der Überzeugung, ein gutes Werk vollbracht zu haben.
Als Petra abends nach Hause kam — sie war mit den anderen Jungens den ganzen Nachmittag auf dem Fußballplatz gewesen — empfing sie der Vater mit ernstem Gesicht.
„Ich möchte nach dem Essen mal unter vier Augen mit dir sprechen“, sagte er. Petra hatte keine Ahnung, um was es ging, aber natürlich war ihr Gewissen nicht so rein, daß sie sich keine Sorgen gemacht hätte. Das Abendessen verlief schweigend.
Nachher folgte Petra ihrem Vater sofort ins Arbeitszimmer.
„Setz dich“, sagte er barsch. Petra gehorchte.
Der Vater zündete sich eine Zigarette an. „Weißt du, um was es sich handelt?“ fragte er.
„Keine Ahnung.“
„Denk mal nach!“
Petra hatte schon während des ganzen Abendbrotes angestrengt nachgedacht, mit was sie den Vater verärgert haben konnte, aber ihr war nichts eingefallen.
„Frau Mayerhof
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