Die Kinder des Teufels by Felix Mitterer

Die Kinder des Teufels by Felix Mitterer

Autor:Felix Mitterer [Mitterer, Felix]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Haymon verlag
veröffentlicht: 2015-05-03T16:00:00+00:00


14. ZELLE

Überfüllt mit Gefangenen. Magdalena (17) schläft (wieder mit Ketten) neben Andree (18), dieser sitzt und spielt das Becherspiel. Es schauen dabei zu: Veit (14), Dionysus (12), Lisl (8) und Hanerl (6). Der blinde Michl (10) sitzt an Hanerls Rücken gelehnt, hat den Kopf erhoben und lauscht. Dofferl (13) liegt daneben, ist sehr krank, schaut mit glasigen Augen vor sich hin. Andree hat aus Stroh drei Becher geflochten sowie aus Dreck und Stroh ein Kügelchen geformt. Das Stroh vor ihm ist beiseite geschoben, er legt das Kügelchen auf den Boden, stülpt einen Becher darüber, stellt die zwei anderen Becher links und rechts davon hin, verschiebt die drei Becher ein paarmal.

ANDREE: Wo ist sie?

DIONYSUS: (deutet) Da!

Andree hebt den Becher hoch, das Kügelchen liegt darunter.

ANDREE: Richtig! – Was wetten wir, daß du das nächste Mal nicht mehr weißt, wo die Kugel ist?

DIONYSUS: Die Abendsuppe, daß ich es weiß!

Andree schiebt mehrmals die Becher hin und her, tauscht sie untereinander aus.

ANDREE: Wo ist sie?

DIONYSUS: (deutet auf einen Becher) Da!

Andree hebt den Becher hoch, die Kugel ist nicht darunter.

ANDREE: Verloren! (Nimmt einen anderen Becher hoch.) Da ist sie!

DIONYSUS: Sowas! Ich hätt schwören können, sie wär da drunter! (Deutet auf Becher.)

ANDREE: (schaut Veit an) Traust dich, Veitl?

VEIT: (weiß, wie Andree das macht) Pflanz einen andern!

Andree fährt Veit mit der Hand ins Gesicht, drückt ihm die Wangen zusammen.

ANDREE: Was soll ich?

HANERL: (zieht sein Hemd hinunter) Laß mich in Ruh! Laß mich in Ruh!

MICHL: Hanerl! Was ist denn?

Andree läßt Veit los, Hanerl steht auf, dadurch fällt Michl um, der sich an Hanerls Rücken gelehnt hatte. Hanerl faßt sein Hemd am unteren Saum, zieht es hinunter.

HANERL: Sie schimpfen mich, wenn du das tust! Laß das! Michl, hilf mir!

MICHL: (setzt sich auf, reckt verzweifelt den Kopf) Was macht ihr denn mit dem Hanerl? Laßt ihn! Wer tut denn das?

Andree kriecht zu Hanerl, schlägt ihn nieder.

ANDREE: Hör auf mit dem Schmarrn!

MICHL: Hanerl! Ist es der Stadtschmeißer?

ANDREE: Halts Maul, stockblinder Depp!

Andree kriecht zu Magdalena zurück, setzt sich neben sie. Michl kriecht herum, sucht Hanerl, findet ihn, tastet sein Gesicht ab, zieht ihn an sich.

MICHL: Hanerl! Hanerl!

Hanerl wacht auf, umarmt Michl.

MICHL: Hanerl! Was ist denn?

HANERL: (weinend) Immer schiebt er mir das Hemd herauf!

MICHL: Wer denn? Der Stadtschmeißer?

ANDREE: Du, ich hab jemand andern zum Hemdhinaufschieben! (Legt seine Hand auf Magdalenas Hintern.)

MICHL: Wer denn, Hanerl?

HANERL: Der schwarze Kasperl!

LISL: Viel beten, Hanerl! Viel beten!

HANERL: (kniet sich auf, faltet die Hände) Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir –

Die kleine Tür öffnet sich, der Freimann kriecht herein (ohne weiße Schürze).

FREIMANN: Dionysus Feldner und Schwester! Zu mir her!

Dionysus und Lisl kriechen zum Freimann. Dieser sieht währenddessen den kranken Dofferl.

FREIMANN: Na, Dofferl? Ist dir dein großes Maul eingefroren?

DOFFERL: Es rastet nur. Es rastet nur. Beim jüngsten Gericht tu ich’s wieder auf.

Lisl und Dionysus sind vor dem Freimann angelangt.

FREIMANN: Heute brenn ich euren Vater. Die Lisl soll zuschauen! Befehl vom Hofrat!

Dionysus und Lisl sind fassungslos.

DIONYSUS: Was macht Ihr?

FREIMANN: Euer Vater! Er hat alles gestanden, das Urteil ist gesprochen, ich verbrenn ihn.

LISL: (weinend) Nein, nicht verbrennen!



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