Die Kinder des Teufels (German Edition) by Rausch Roman

Die Kinder des Teufels (German Edition) by Rausch Roman

Autor:Rausch, Roman [Rausch, Roman]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783644480414
Herausgeber: Rowohlt (com)
veröffentlicht: 2012-11-30T23:00:00+00:00


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19

Mit Kerzen in den Händen bahnten sich Kathi und ihre drei Begleiter einen Weg durch die finstere Apotheke.

Wilhelm, Georg und Adam staunten nicht schlecht, was sie da in den Regalen sahen. Wertvolle Retorten, Waagen, Töpfe, Gläser und dergleichen mehr. Alles wie neu, unbeschädigt, aber nutzlos rumliegend.

«Auf dem Markt ist das ein Vermögen wert», sagte Wilhelm.

«Nur ein Narr würde es verkaufen», konterte Kathi. «Wer damit umzugehen weiß, macht ein Vermögen.»

Sie hielt die Kerze hoch, den Schubern entlang, suchte zu entziffern, was darauf geschrieben stand. Sie brauchte dringend etwas gegen Husten, Fieber und andere Erkältungskrankheiten. Thymian, Salbei, Lindenblüten, Weidenrinde waren ihre erste Wahl.

Sie winkte Georg mit dem Korb heran, stieg auf die Leiter. Mit beiden Händen griff sie in die Schuber, holte heraus, was sie zu fassen bekam, und legte es in den Korb.

«Du weißt wirklich damit umzugehen?», fragte Georg.

«Ja, sicher. Warum nicht?»

«Na ja», Georg zögerte, «du bist doch nur ein Mädchen.»

«Nur ein Mädchen?!»

Hätte sie keinen festen Stand auf der Sprosse gehabt, wäre sie vor Ärger gestürzt.

«Glaubst du, ein Mädchen kann keine heilenden Tees, Salben und Tinkturen herstellen?»

«Dafür musst du doch an einer Universität gewesen sein.»

Das stimmte, theoretisch. Aber war die heilige Hildegard an einer Universität gewesen? Nicht dass sie davon wusste. Außerdem, wozu gab es Bücher?

Kathi ging nicht weiter darauf ein und leerte die Schuber.

Ringelblume und Beinwell gegen Entzündungen und für die Säuberung von Wunden. Viele der Kinder hatten entzündete Stellen an Händen und Füßen.

Die Blätter der Arnikapflanze. Man musste vorsichtig mit ihr umgehen. Viele hatten sich schon mit ihr vergiftet. Arnika half gegen Läuse, und davon hatten die Kinder reichlich.

Kümmel, Anis und Angelika für den Magen, und bei Durchfall Eichenrinde.

Königskerze, Beifuß, Odermennig, Kuckucksampfer …

Damit ließ sich ein vortrefflicher Heiltrank herstellen, der sowohl bei geschwollenen Mandeln half als auch bei Krätze und gegen schädliche Säfte im Körper.

Und schließlich Baldrian, Melisse und Johanniskraut. Ängste und Sorgen waren ein ständiger Begleiter der Kinder. In der Nacht sollten sie zumindest ruhig schlafen können.

Weiter ging es zu den Salben und Tinkturen, auch wertvolle Öle waren zu finden.

«Wie lange hast du hier gelebt?», fragte Adam, der Kleinste von ihnen. Wenn er sich nicht ganz täuschte, stand da ein Topf mit leckerem Honig.

«Ich habe hier nur gearbeitet», antwortete sie, «zwei Jahre lang.» Und jeden einzelnen Tag davon hatte sie gehasst. Grein war ein Schinder und Menschenverächter gewesen. Warum hatte ihre Mutter das nicht erkannt? Sie hätte ihr viele Stockhiebe erspart.

«Hmm.»

Der Honig schmeckte lecker und ließ Adam träumen.

Aus der angrenzenden Bibliothek kam Wilhelm zurück, in der Hand ein Buch.

«Da drüben stehen Hunderte von Büchern. Unsere Feuer würden damit lange brennen.»

«Bist du wahnsinnig?!» Kathi blickte ihn fassungslos an. «Für diese Bibliothek würden manche ihr Leben geben, und du hast nichts anderes im Sinn, als sie zu verbrennen?»

Er zuckte die Schultern. «Was willst du mit Büchern? Du kannst sie nicht essen, du kannst sie nicht trinken. Nur fürs Feuer taugen sie.»

Jetzt reichte es ihr. Sie stieg zornig die Leiter herab, nahm ihm das Buch aus der Hand und brachte es zurück in die Bibliothek. «Niemand fasst hier auch nur ein einziges Buch an.



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