Die Kerzenzieherin: Roman (German Edition) by Caren Benedikt
Autor:Caren Benedikt [Benedikt, Caren]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426422847
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2014-08-26T16:00:00+00:00
20. Kapitel
Was für eine Protzerei! Heinrich von Molenark blickte verächtlich auf das Treiben um sich herum, als er auf dem Hoftag in Nürnberg eintraf. Die Stadt schien vor Adligen und hohen Kirchenmännern aus allen Nähten zu platzen.
Auf seinem Weg von Bremen hierher hatte er in Köln an der heiligen Zeremonie teilgenommen, während deren die sterblichen Ãberreste Engelberts I. gekocht worden waren, um dessen Fleisch von den Knochen zu lösen. Das Fleisch war danach im Kölner Dom bestattet worden, während die Knochen dem neuen Erzbischof übergeben worden waren, damit er diese â wie es der Brauch verlangte â beim Prozess gegen Friedrich vorlegen könnte. Nun klapperten diese trotz des samtenen Tuchs, mit dem sie umwickelt waren, bei jedem Schritt seines Pferdes in der ledernen Satteltasche. Heinrich wusste, dass der Moment, in dem er die Knochen dem Vertreter des Kaisers zu FüÃen legte, über Graf Friedrichs Schicksal entscheiden würde.
Erzbischof Engelbert war dem Kaiser seit dessen Jugendtagen ein enger Vertrauter gewesen. Manche sagten gar, Kaiser Friedrich II. wäre der Ziehsohn Engelberts. Deshalb hoffte von Molenark auch darauf, den Vorsitzenden, der im Auftrag Kaiser Friedrichs auf dem Hoftag Recht sprach, mit der Präsentation von Engelberts gekochten Ãberresten so zu schockieren, dass er seinem Antrag, die Reichsacht über den Grafen von Isenberg auszusprechen, zustimmen würde. Doch erst einmal musste Heinrich von Molenark die Gelegenheit bekommen, vor dem Vorsitzenden und den versammelten Adligen zu sprechen. Er hoffte inständig, dass sich dieses Unterfangen nicht allzu lange hinziehen möge. Das Treiben rund um den Hoftag war ihm schon jetzt zuwider, obwohl er gerade erst eingetroffen war.
Der Tross, der ihn seit Köln begleitete, war beachtlich. Zu den Männern, die schon seit Bremen an seiner Seite waren, hatte die Domstadt ihm zusätzlich nochmals zwei Dutzend Berittene gestellt, die für sein sicheres Ankommen Sorge tragen sollten. Seit der Ermordung seines Vorgängers waren auch die kirchlichen Vertreter aufgeschreckt. Noch einen der Ihren Opfer eines Anschlags werden zu lassen, konnten sie unter keinen Umständen riskieren.
Sofort eilten Diener herbei, um dem Erzbischof von seinem Pferd zu helfen und sich um die weiteren Tiere im Tross zu kümmern. Bedächtig löste der Erzbischof den Beutel mit den Knochen seines Vorgängers vom Sattel.
»Darf ich Euch die Tasche abnehmen, Euer Exzellenz?«
»Nein, die behalte ich lieber bei mir.« Er zurrte das Band der Ledertasche noch fester und ging, begleitet von zehn Männern, die ihm in Zweierreihen folgten, in das Gebäude.
Ein weniger kritischer Mensch als er wäre vermutlich beeindruckt gewesen, Heinrich von Molenark jedoch hatte für die Pracht, die sich vor ihm auftat, keinen Blick. Vielmehr betrachtete er die vielen Grafen und Herzöge, die sich lautstark unterhielten und seines Erachtens bestmöglich in Szene zu setzen versuchten, mit Befremden. Ihm war dieses Gebaren zuwider. Er selbst war und blieb auch auf dem Hoftag des Kaisers ein Getreuer der Kirche, von dieser beauftragt, im Namen der Gerechtigkeit sein Begehren vorzutragen. Sollten sich diese degenerierten Adligen um ihn herum doch den Wein durch die Kehle rinnen lassen und ihre Leiber durch übermäÃiges Essen fast zum Platzen bringen. Er würde sich dieser Dekadenz jedenfalls nicht hingeben.
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