Die Kelewan-Saga 3 by Feist Raymond; Wurts Janny

Die Kelewan-Saga 3 by Feist Raymond; Wurts Janny

Autor:Feist, Raymond; Wurts, Janny
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-05-11T16:00:00+00:00


Der Priester rief. Echos hallten von den massiven Wölbungen der Tempeldecke wider, die sich über geschnitzten Holzsäulen und Pfeilern erhob. Die im Kreis versammelten rotgekleideten Akolythen antworteten mit rituellem Gesang, und ein seltener Metallgong kündigte das Ende der morgendlichen Zeremonie an. Mara wartete neben ihrem Ersten Berater still im Schatten hinten in der Kammer, umgeben von ihrer Ehrengarde. Saric schien in Gedanken versunken zu sein, die sich weit von Religion entfernt hatten. Seine Finger klopften auf Corcara-Muscheln an seinem Gürtel, und seine Haare sahen wirr aus, als wäre er mit den Fingern immer wieder ungeduldig hindurchgefahren. Wenn auch keiner ihrer Krieger irgendein Zeichen von Unbehagen von sich gab, so zeigte ihre steife Haltung doch, dass sie ihre Gedanken kaum auf andere Dinge richten konnten, während sie im Heiligtum des Roten Gottes waren. Die meisten schickten stille Gebete an die Gottheiten des Glückes und des Schicksals, dass ihr letztes Treffen mit dem Todesgott noch eine Weile auf sich warten lassen möge.

Tatsächlich, dachte Mara, war der Tempel Turakamus nicht gerade ein Ort, wo man sich wohl fühlte. Ein uralter Altar, der einst – und Gerüchten zufolge immer noch – Menschenopfern gedient hatte, erhob sich auf der Plattform in der Mitte des Raums. Steinbänke umgaben den von den Schritten der vielen Gläubigen abgetretenen Platz, und die Furchen von Abflussrinnen liefen auf dem Boden zu den versenkten Becken zu Füßen der jahrhundertealten Statuen, das Material geglättet und befleckt durch Generationen von Händen. Die Mauern hinter den Nischen waren mit menschlichen Skeletten bemalt, Dämonen und Halbgottheiten mit vielen Armen und Beinen. Die Gestalten tanzten und verrenkten sich in ekstatischen Verzückungen; trotz ihres grotesken Anblicks erinnerten sie Mara an andere Gemälde, die das Haus der Fruchtbarkeit schmückten, eines der vielen Heiligtümer Lashimas, das von Frauen besucht wurde, die um Empfängnis baten.

Während sie auf ihre Audienz wartete, dachte Mara darüber nach, dass zwar die Priester des Roten Gottes Furcht einflößend waren, sie im Gespräch jedoch darauf bestanden, dass der Tod kein Schrecken war, da alle Menschen am Ende vor Turakamu treten mussten.

Der Kreis der Akolythen formierte sich, umhüllt von den Schlieren des Weihrauchs. Mara sah die bemäntelte Gestalt an der Spitze der Prozession anhalten und mit einem Bittsteller sprechen, der um die Gnade des Gottes für einen kürzlich Verstorbenen bat. Eine mit Siegeln versehene Verfügung wechselte den Besitzer; vermutlich eine Spende der Familie für den Tempel. Auf dem am weitesten vom Opferaltar entfernten Gemälde verbeugten sich Menschen mit glückseligem Gesichtsausdruck vor dem Thron des Roten Gottes und warteten auf seine göttliche Entscheidung bezüglich ihrer Wiedergeburt, warteten darauf, ihre nächste Station auf dem Rad zu erfahren, festgelegt durch eine Aufrechnung ihrer Schulden gegenüber ihrer Ehre. Die kürzlich Verstorbenen, so glaubte man, konnten in den Augen des Roten Gottes durch Gebete aufsteigen, und während die Armen barfuß zur Huldigung herbeikamen und billige Lampen aus Ton anzündeten, trafen die Reichen in Sänften ein und führten üppige Summen für private Tempelriten mit sich.

Mara fragte sich, ob solche Praktiken Turakamu beeinflussten oder ob sie Ermutigungen der irdischen Priester waren, die Rubine für ihre Gewänder wünschten und bequeme Refektorien und Schlafräume.



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