Die Katze 28 - Die Katze, die vom Himmel fiel by Lilian Jackson Braun

Die Katze 28 - Die Katze, die vom Himmel fiel by Lilian Jackson Braun

Autor:Lilian Jackson Braun [Braun, Lilian Jackson]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2016-08-14T22:00:00+00:00


ZEHN

Es gab zwar keine Wochenendausgabe des Dingsbums, aber die Lokalredaktion war immer besetzt; der Dienst habende Reporter nahm Anrufe entgegen und hörte den schnarrenden Polizeifunk ab.

Qwilleran erkannte die Stimme, die sich meldete. »Ist dort Barry? Hier ist Qwill. Gibts Probleme in North Middle Hummock? Ich habe gerade eine merkwürdige Nachricht erhalten.«

»Ja, der Sheriff sucht mit seinem Hund nach einem Vermissten. Einem Kaninchenjäger. Wahrscheinlich hat sich ein Gast einer Familienfeier im Wald verirrt.«

»Oder ist von einem anderen Kaninchenjäger erschossen worden«, erwiderte Qwilleran, weil er an Kokos durchdringenden Schrei dachte.

»Ein wahres Wort, Qwill! Da draußen, wo wir wohnen, hört man an den Wochenenden im Wald so viele Gewehrschüsse, dass man glaubt, es ist der vierte Juli. Wie sie es schaffen, einander nicht zu erschießen, ist mir ein Rätsel … Bleiben Sie dran …«

Qwilleran wartete. Doch sowohl er als auch Koko kannten die Antwort bereits.

Der zynische Mann vom Journaldienst kam wieder ans Telefon. »Was habe ich Ihnen gesagt? Wieder einmal hat ein Kaninchenjäger ins Gras gebissen. Sind nur noch zehntausend übrig. Muss auflegen.«

Qwilleran stellte sich lieber nicht vor, was jetzt auf der Ziegenfarm los war, und es tat ihm leid, dass nun kein freundlicher Artikel über das Familientreffen seiner Freunde in der Zeitung erscheinen würde. Doch für ihn waren seine Zeit und die Tonbandaufnahme nicht vergeudet. Er könnte eine anonyme Beschreibung eines idealen Familientreffens verfassen, bei dem alle Erwachsenen glücklich, alle Kinder artig, alle Gespräche fröhlich und alle Speisen köstlich waren.

Andererseits konnte er die ganze Sache auch vergessen und seine Notizen wegwerfen. Darüber sprach er an jenem Abend am Telefon mit Polly. Sie hatte im Buchgeschäft gearbeitet, damit ihre Assistentin sich um Verwandte kümmern konnte, die bei ihr zu Besuch waren. Sie musste sich ausruhen, denn am Sonntag würde ein Termin den nächsten jagen: zuerst der Kirchenbesuch, dann Lunch mit den Rikers, nach dem sie zur Aufführung des Großen Brandes ins Stadtzentrum fahren würden, und am Abend stand Wetherbys Party auf dem Programm.

Clarissa hatte im Buchgeschäft vorbeigeschaut. Sie war über ihren neuen Job begeistert und freute sich auf die Pizzaparty, machte sich jedoch gleichzeitig Sorgen um den Gesundheitszustand von Tante Doris und Onkel Nathan. Clarissa wollte den wertvollen Ring zurückgeben und ihnen ihre Trennung von Harvey erklären und hatte bei den Ledfields angerufen. Aber sie hatte nur die Haushälterin ans Telefon bekommen.

Qwilleran hörte sich das alles an und reagierte angemessen, erzählte jedoch selbst keine Neuigkeiten. Er erklärte nur, dass er sich am Sonntag in Trance versetzen wollte, bevor er in die Rolle des imaginären Radiosprechers aus dem neunzehnten Jahrhundert schlüpfte. Er würde Polly dann bei Joes Party sehen.

»À bientôt«, sagte sie zum Abschied.

»À bientôt.«



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