Die Katze 09 - Die Katze, die Lippenstift liebte by Lilian Jackson Braun

Die Katze 09 - Die Katze, die Lippenstift liebte by Lilian Jackson Braun

Autor:Lilian Jackson Braun [Braun, Lilian Jackson]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-08-29T22:00:00+00:00


11. Kapitel

Ein Tag ohne Iggy hätte der Hütte eigentlich Ruhe und Frieden bescheren sollen, doch Qwilleran empfand nichts als Sorge, als der Zimmermann am Freitagmorgen nicht erschien. Wo war er? Warum war er nicht wiedergekommen? Würde er je wiederkommen? Der halbfertige Ostflügel lag regendurchtränkt und verlassen da. Den ganzen Morgen sah Qwilleran immer wieder auf die Uhr und wartete auf die lautstarke Ankunft von Iggys Lastwagen, doch der Wald, der die Hütte umgab, blieb enttäuschend still: Nur das Piepsen und Zwitschern, Summen und Schnattern der Vögel, Insekten und kleiner Tiere war zu hören, die ihren üblichen Aktivitäten nachgingen, was immer das sein mochte; Qwilleran gab nicht vor, es zu wissen.

Nach dem Sturm der vergangenen Nacht hatte sich der Wind gelegt, und der See beruhigte sich allmählich. Der Wald strömte noch immer den saftigen Duft eines Regenwaldes aus; von den Bäumen fielen noch immer Wassertropfen, und der Boden war übersät mit abgefallenen Ästen, doch die Sonne bemühte sich, durch einen milchigen Himmel zu brechen.

Qwilleran war nicht in Stimmung, etwas zu schreiben. Er vertrieb sich die Zeit, indem er die Trümmer auflas, die der Sturm hinterlassen hatte – die großen Äste schichtete er hinter dem Geräteschuppen auf, kleinere Zweige zerbrach er zu Stücken von der Größe, die zum Anheizen des Kamins geeignet waren. Der Zimmermann hatte überall Schindelstücke liegenlassen, und Qwilleran stapelte sie zusammen mit dem Verpackungspapier zu ordentlichen Stößen auf. Jedesmal, wenn er auf der fernen Straße einen schweren Lastwagen rumpeln hörte, hielt er inne und lauschte; jetzt bedauerte er, daß er schroff zu Iggy gewesen war.

Zu Mittag, noch bevor er dazu kam, nach Mooseville zu fahren, erhielt er einen überraschenden Anruf von Nick Bamba. »Sagen Sie, Qwill, wissen Sie, daß Sie blockiert sind?«

»Blockiert? Was meinen Sie damit?«

»Ich bin gerade bei Ihnen vorbeigefahren, und es liegt ein großer Baum quer über Ihrer Zufahrt. Das K auf dem Pfosten ist auch abgerissen worden.«

»Das ist eine Erklärung!«

»Die Erklärung wofür?«

»Es ist so«, sagte Qwilleran. »Ich habe auf einen Arbeiter gewartet, aber er ist heute nicht gekommen. Jetzt ist klar, daß sein Lastwagen nicht durchkam.«

»Aber würde er Sie nicht anrufen?«

»Der nicht! Er hätte nicht den nötigen Verstand, oder nicht das nötige Kleingeld für die Telefonzelle. Und ob er die Auffahrt ohne das K auf dem Pfosten finden würde, möchte ich bezweifeln. Er hat einen halben Tag gebraucht, um den Holzplatz zu finden, und die haben eine drei Meter hohe Hinweistafel. Also, vielen Dank, daß Sie mir das mit dem Baum gesagt haben, Nick.«

»Ist schon in Ordnung, Qwill. Ich gebe Ihnen Lori. Sie will mit Ihnen sprechen.«

Lori Bamba war nicht nur Qwillerans Teilzeitsekretärin; sie war auch seine Ratgeberin in Katzenfragen. Sie hatte selbst drei, und Koko und Yum Yum wußten das. Wann immer sie anrief, spürte Koko, wer am Telefon war. Jetzt sprang er auf die Theke und schnurrte kehlig.

»Hallo, Lori«, sagte Qwilleran. »Koko möchte Ihnen etwas sagen.«

Er hielt den Hörer an den Kopf des Katers; Koko gab maunzende, zirpende Töne und diverse Schnörkel von sich, die Lori zu verstehen schien.

»Okay, das reicht jetzt«, sagte Qwilleran und schubste Koko weg.



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