Die Kanonen von Navarone by Alistair MacLean

Die Kanonen von Navarone by Alistair MacLean

Autor:Alistair MacLean [MacLean, Alistair]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
veröffentlicht: 2013-04-12T22:00:00+00:00


9. KAPITEL

Dienstag nacht 00.15 bis 02.00 Uhr

»Also hatte ich mich geirrt«, murmelte Andrea, »er schlief gar nicht.«

»Kann man wohl behaupten«, bestätigte Mallory ärgerlich. »Mich hat er auch getäuscht – und hat gehört, was ich sagte.« Sein Mund verzerrte sich. »Er weiß jetzt, weshalb wir ihn so fürsorglich bewachten. Und weiß, daß er recht hatte mit seiner Bemerkung, er sei uns nur ein Mühlstein am Halse. Was für ein scheußliches Gefühl! Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Er tut mir leid.«

Andrea nickte. »Es ist nicht schwer zu verstehen, warum er gegangen ist.«

Mallory blickte rasch auf die Uhr und hastete aus dem Unterstand.

»Zwanzig Minuten, länger kann er noch nicht fort sein. Wahrscheinlich noch nicht so lange, weil er gewiß erst gewartet hat, bis wir ein Stück entfernt waren. Er kann sich doch nur mühsam fortschleppen, höchstens fünfzig Meter weit. Wir werden ihn in vier Minuten finden. Hauben abnehmen und die Taschenlampen benutzen – uns kann in diesem verdammten Schneesturm doch keiner sehen. Geht ihr fächerförmig bergauf, ich nehme die Rille hier in der Mitte.«

»Bergauf?« Louki hatte ihm erstaunt die Hand auf den Arm gelegt. »Aber sein Bein –«

»Bergauf, habe ich gesagt«, fuhr Mallory ihn gereizt an. »Stevens hat Köpfchen, und viel mehr Courage, als wir ihm seiner Meinung nach zutrauen. Er hat sich überlegt, daß wir glauben werden, er hätte den leichteren Weg genommen.« Mallory schwieg einen Augenblick, dann ergänzte er düster: »Ein Sterbender, der sich hier aus der Steinschlucht geschleppt hat, wird auch sonst nicht den leichtesten Weg nehmen. Los!«

Sie fanden ihn nach genau drei Minuten. Er mußte den Verdacht gehabt haben, daß Mallory sich nicht täuschen lassen würde, oder hatte gehört, wie sie den Hang hinauf stolperten, denn er hatte es noch fertiggebracht, sich hinter eine Schneewehe zu wühlen, die den Hohlraum unter einem Felsvorsprung zum oberen Ende ihrer Schlucht abriegelte. Ein fast unauffindbares Versteck, aber sein Bein verriet ihn: Andreas scharfe Augen entdeckten im Strahl der Taschenlampe die winzigen Blutstropfen, die dunkel in die Schneedecke sickerten. Stevens war schon bewußtlos, als sie ihn entdeckten. Kälte, Erschöpfung oder Schmerzen, wahrscheinlich alles zusammen, hatten ihn ohnmächtig werden lassen.

Als sie wieder in der Höhle waren, versuchte Mallory, ihm etwas Ouzo – den atembeklemmend scharfen einheimischen Schnaps – einzuflößen. Er hatte den unklaren Verdacht, daß das gefährlich sein könnte – vielleicht war es nur gefährlich bei plötzlichem Schock, daß wußte er jetzt nicht genau –, doch es schien ihm besser als gar nichts. Stevens würgte hustend den größten Teil wieder aus, aber etwas behielt er wenigstens bei sich. Mit Andreas Hilfe setzte Mallory die gelockerten Beinschienen wieder fest, brachte die Blutung zum Stehen und deckte über und unter den Verletzten alle trockenen Stücke Zeug, die er finden konnte. Dann setzte er sich müde hin und nahm aus seinem wasserdichten Etui eine Zigarette. Mehr konnte er für Stevens nicht tun, bis Miller mit Panayis aus dem Dorf zurückkam. Aber auch Dusty würde kaum noch etwas für Stevens tun können, überlegte er. Keiner konnte ihn retten –.

Louki hatte bereits nahe beim Eingang zum Unterstand ein Feuer angemacht.



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